(...)Gespräche und Diskussionen über die eigene Hoheit von jeweiliger Macht, jeweiliger Konspirationen und Möglichkeiten der Einschränkung anderer Behörden und Beamter sind dabei mit das Hauptmerkmal der materiellen Energie, die das Drehbuch zu einer (gesellschafts)politischen Brisanz erheben. Des Eindrucks, dass man sich hier hinter Paragraphen und ihren Kommentaren und Auslegungen versteckt und so das narrative Format in eine Fassade kleidet, kann man sich mit zunehmender Dauer der Erzählung nicht verwehren, zeugt aber dennoch von dem wohlwollenden Bemühen um einige gewisse Nachdrücklichkeit des aktuellen Zeitgeschehens und strategischer Brisanz. Auf die Historie und Geschicke, auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Metropole HK, die sich hier in Glashochhäusern, Panoramen und diversen Rundblicken in Szene setzt, wird dabei ebenso stichwortartig wie ausreichend eingegangen; vor allem der Handover '97 verbal angerissen und die dortige Veränderung zu einer Special Administrative Region of the People's Republic of China mehrfach in Andeutung gesetzt.
Modifiziert und transformiert hat sich seitdem viel, was auch die filmkulturellen Belange und das Angleichen des kantonesischen Kinos an das nunmehr prosperierende und so die Bedingungen leistende und auch die Bedingungen stellende Mutterland anbelangt. Die Industrie fuhr ihre Erzeugnisse auf überschaubare Ergebnisse, entweder die kleinpreisigen Romanzen und Komödien oder die besser budgetierten, aber immer nur mit dem kommunistischen Geld produzierten und kollaborierten Geschichtsepen zurück. Das eigentliche Programm selber starb nicht grundsätzlich aus, aber tauschte die Identität ein oder ergab sich dem müden (lokalen wie internationalen) Kommerz und verzweifelten Nachahmen längst verblassender Tradition. Cold War, unterkühlt, glatt, poliert und im Grunde noch mehr technokratisch als schon die Overheard (2009/11) - Analogien, bedient sich aller dieser Elemente, bleibt dabei angenehm innerorts und nutzt lokale Genreaffinität und die entsprechende Prominenz, weist anders als sein großes (und unerreichtes) Vorbild auch Ansätze einer Aktionsdramaturgie auf, und setzt diverse schnellere Szenen wie Shootouts mit Maschinengewehren, dem Einsatz der Spezialeinheit gegen Detonationskünstler und entsprechend Autokollisionen und -explosionen als Mittel der knappen Aufmerksamkeitsspanne ein.
(...)Auch die direkte Weiterentwicklung fungiert und funktioniert wieder als Metropolenthriller einer Sonderverwaltungszone, als Mischung aus Papiertiger, Paragraphenreiter und Actionfilm in Explosionen, Verfolgungsjagden und schwerer Artillerie; wobei zumindest finanziell sich der erneute Ausflug in das Politikwirrwarr, die Fallstricke zwischen Bürokratie und Hypokratie und das Lösen der Fesseln mit Bomben-Gewalt und Feuerwaffen diesmal gelohnt hat und belohnt wurde, v.a. nun auch der Chinesische Markt eröffnet und erobert und der Platz als Blockbuster und als Marke mit Option (und deutlicher Andeutung bis hin zur Proklamation) für ein weiteres Sequel gesichert.
Auf den Vorgänger wird gleich zu Beginn in Form von Texttafeln und später nachgereicht dann auch mit den dort vorhandenen Abschlussbildern und damit dem früheren Cliffhanger verwiesen. Da das Personal nach Möglichkeit übernommen wird und die Geschehnisse von einst hier wieder zur Debatte stehen, sollte man den Erstling schon kennen und ist von einem gänzlich unvorbereiteten Quer- bzw. Neueinstieg eher abzuraten, zumal man hier einen nahtlosen Übergang hinlegt und wieder rasch mit einem schieren name-dropping durch alle Rängen, Abteilungen und Funktionen anfängt. Überhaupt ist dies ein großes Macht- und eine Art egalitäres und elitäres Schachspiel, dass die Partie von einst sowohl erweitert, fortführt als auch im Nachhinein noch einmal neu aufrollt. Regierungen werden geformt und umstrukturiert, Könige werden gemacht und Bauern und andere kleinen Mitspieler im Kleinkrieg geopfert und manipuliert. Autos werden observiert, verfolgt und in Karambolagen halbseitig weggefräst, Busse zum Überschlagen und Umstürzen gebracht, Angreifer mit Sprengfallen und Maschinengewehr außer Gefecht gesetzt.
Bis es dazu kommt, dass die entscheidenden Züge gemacht sind und das Spielbrett für die (vorläufig) finale Schlacht zwischen SDU - Einheiten und einem Söldnerteam konfiguriert ist, dauert es schon eine Weile, ist die Vorstellung und Vorbereitung wie mittlerweile gewohnt von dem Regisseursteam allerdings überaus massiv im Aufwand, v.a. auch in der Verwendung von übervölkerten, schwer zu kontrollierenden und normalerweise unzugänglichen Drehorten und darüber hinaus auch wieder richtig edel im Stil. Analog zur dem Inhalt und ähnlich zu der 'Konkurrenz' von Alan Mak und Felix Chong und ihrer Overheard-Trilogie [ 2009/11/14 ] ist die Inszenierung wieder gleichzeitig mit Politur und Salut und scheinbar strikt nach Protokoll arrangiert, wird mit allen verfügbaren Mätzchen und Muskeln gespielt und viel schon über das Erscheinungsbild postuliert, welches im Grunde makellos zum oberflächlichen Perfektionismus hin, wenn auch dadurch tatsächlich kalt und gestellt wirkt. Im Grunde ist alles Hochglanz-Theater und einstudiert bis zum Exzessiv und dafür (abseits der drei voluminösen Stuntszenen) fern von Waghalsigkeit und nicht gelebt.
Ein solides, wenn auch nicht allzu mutiges Sequel, dessen Hang zu ins Lächerliche abzudriften drohendem Pathos der sich smart dünkenden Erzählweise sporadisch im Wege steht. Dennoch, das Drehbuch fetzt, die Spannung ist fast durchweg hoch, allerdings sind die Effekte, vornehmlich in den Actionszenen Verwendung findend, für eine Produktion dieser Güte- und Budgetklasse schlichtweg peinlich. Aaron Kwok spielt solide auf Autopilot, Tony Leung Kar-Fai mimt seine zwiespältige Figur mit Gusto und Maß, Chow Yun-Fats wundersame Overacting-Ausbrüche hingegen sind gleichermaßen unterhaltsam wie trashig. Trotz gewisser Macken darf eine weitere Fortsetzung gerne kommen. 7/10
"These shoes are so uncomfortable, it´s like getting kicked in the nuts ... for the feet!"