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Der grosse Actiongülle - Thread

Diskutiere über asiatische Filme, Darsteller oder alles andere, das den Asien-Film-Fan interessiert.

Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Do, 19.09.2013, 11:18

Lucio Margallo (1993)
Großprojekt eines Copthrillers, dass in stattlichen zwei Stunden die Erlebnisse eines Mitgliedes der Philippine National Police, National Capital Region, Western Police District Command, Manila erzählt. Gehalten ist dies in Tradition der indirekten Vorgänger Joe Pring: Homicide, Manila Police (1989) und Joe Pring 2: Kidlat ng Maynila (1991), die vom gleichen Drehteam um Regisseur Augusto Salvador und Hauptdarsteller Phillip Salvador wie so oft im Pinoy Action Cinema die wahren Begebenheiten zu einem fiktiv erhöhten Einer - gegen - Alle Plot, möglichst dem des standfesten Gesetzeshüters gegen mehr als eine Handvoll Gauner auf den Strassen und in den verschwörerischen Großmannssucht - Villen aufbauschen. Ein Rachefeldzug mit der Panzerfaust und dem Flammenwerfer:

WPD Cop Lucio Margallo [ Phillip Salvador ] ermittelt zusammen mit seinem Partner Sgt. Goyena [ Tirso Cruz III ] gegen den Drogenhändler Alexander Sarmiento [ Miguel Rodriguez ], welcher sich selbst in der Unterwelt mit unlauteren Methoden und meist dem Ausschalten der eigentlichen Transaktionspartner einen mehr als unrühmlichen Namen gemacht hat. Dabei wird Margallo zwar von seinem Vorgesetzten Major Razon [ Zandro Zamora ] unterstützt, von dem Rest der Truppe wie Major Gamboa [ Johnny Vicar ] allerdings weniger bis nicht. Als eine korrupte Splittergruppe der Polizei sowohl den mit Margallo befreundeten Studenten Manoling [ Eric Francisco ] entführen und dessen Freundin Elena [ Bunnie Paras ] als einzige Zeugin umbringen lässt, und zusätzlich Sarmientos Mann fürs Grobe Bigboy [ Edwin Reyes ] freidreht, platzt dem Polizisten endgültig der Kragen.

Interessant ist dabei weniger der Hauptstrang der Handlung, die sich an den üblichen Formularen reibt und an den Regularien stößt, aber gleichzeitig auch hält, also dem Einzelkämpfer allein auf weiter Front, der persönliche Verluste hinnehmen muss und im Kampf gegen das Verbrechen dies auch nicht scheut. So ist zwar dieser Aufbau der Choreographie der Geschehnisse überaus routiniert bis teils auch exakt stilsicher, emotional die richtigen Knöpfe der Emotionalität und Dramaturgie drückend in Szene gesetzt, täte sich so aber auch nur als ein Vertreter von Vielen bereit- und in die Reihe der Konkurrenz stellen.

Gestärkt durch den Erfolg der beiden vorherigen Produkte, die auch mit eine Welle ähnlich angelegter Werke förderten, werden hier allerdings auch größere, so weitere und teils unkonventionelle Wege gegangen. Der Subplot mit den Studentendemonstrationen gegen das System, auch der der Korruption innerhalb der Polizei, auch die Frage der Selbstjustiz und der Notwendigkeit dessen bzw. dem Widerspruch in sich werden zwar allesamt nicht wirklich zur kognitiven Befriedigung vorgelegt oder gar aufgelöst, aber wenigstens angerissen und zum Disput gestellt.

Der Aufwand der Produktion ist groß – spätestens nach dem viertelstündigen all-out-Showdown auf dem kompletten Flughafengelände, der doch ein wenig an Rookie (1990) gemahnt und übertrumpft, kann man sich von dem Vorurteil verabschieden, der Philippinische Actionfilm ist der schäbige Bruder vom Kantonesischen Kino – hält sich entsprechend dessen auch erwachsen und agil und bewegt sich mitten in die Bevölkerung, in das Leben hinein. Ohne sich zu sehr um Realismus zu scheuen, aber auch nicht verkrampft darum zu bemühen. Eine Mischung aus Fakten und Fiktion, die sich jederzeit im Genre befindet, auch die Waffen in expliziter Weise sprechen lässt, aber ebenso in stilleren Szenen, dem erst seltsam anmutenden Familien- und Freundschaftsleben der Margallos und der ungewohnten Gradigkeit zu seinem Partner überzeugt. Hier ist der Sergeant quasi nicht nur im Dienst an der Seite, sondern auch außerhalb dessen, aber immer im Schatten der Titel- und Hauptfigur gesetzt. Beide haben Kinder, leben allerdings allein ohne Frau und teilen ihr Essen und die Ausflüge mit Anhang so wie in einer Selbstverständlichkeit. Dennoch ist die Rangfolge klar – Margallo ist eindeutig der Wortführer, während Goyena insgesamt kaum ein Satz beisteuert und auch in der Aktion immer die zweite Rolle spielt – , die Freundschaft bis zum Tod und hinaus aber gleichsam deutlich pointiert.

Zumeist werden aber doch das Recht des Stärkeren und dessen Durchsetzung mit brachialer Gewalt, ein schiesswütiges Duell auf Leben und Tode in den Vordergrund des Strassenviertels gestellt; ein permanenter Einsatz, der nur wenig Entspannung und selbst in der angedachten Freizeit die Attacken aus dem Hinterhalt bringt. Zweimal wird Margallo beim Essen gesehen und prompt angegriffen und gestört, zweimal die Heranstürmenden durch zerstörte Benzinlampen bzw. ein explodierendes Ölfass in Brand gesetzt, Leuten mit dem Schwerkaliber von Brücken gestoßen, der Arm abgerissen oder das Gesicht zerfetzt. Um Exploitation und die Steigerung des Effektes und Affektes bemüht und nie darum verlegen, inszeniert Salvador seine Auseinandersetzungen vom Vollstrecker der Strafjustiz mit stets sichtbaren Willen der direkten und finalen Instanz, mit Vehemenz und Brachialität.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 27.09.2013, 11:36

Tri in Triad (1992)
Als Actionfilm verkauftes Liebesdramolett, dessen Irren und Wirren wie zufällig in Triadenkreisen spielen und so dem Film den Titel und die vermeintliche Zugehörigkeit zum Gangstergenre verpasst haben. Der dennoch gehobene Standard dieser Art von Geschichte, in der es um Mehrfachsbeziehungen, die Waffen der Frauen und Lug und Betrug am eigenen [Lebens- und Geschlechts]Partner und nur am Rande, quasi als Ergänzung um ein umkämpftes Territorialmilieu von Gaunergrößen geht, wird durch die sichere Produktion von New Treasurer Films Co. Ltd. und einem durchaus aufmerksamen Regiedebüt vom bisherigen Assistant Director Szeto Ying-kit samt unterstützender Crew erreicht. Preiswert auf jeden Fall bis hin zum am eigentlich proklamierten Thema vorbei, aber da man die Handlung dennoch anständig mit leidlichem Interesse und Nuancen vom kleinpreisiger Genrezugehörigkeit auf emphatisierend Art und Weise füllt:

Als Chauffeur für den Triadenführer Ni Sen [ Chen Kuan-tai ] angestellt, ist der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Ah Sung [ Austin Wai ] den Launen seines Chefes ebenso ausgesetzt wie den Allüren dessen Ehefrau Ada [ Choh Seung-wan ]; die die häufige Zurückweisung ihres Gatten und die Gewöhnung in der Ehe auch gerne mal am Untergebenen auslässt. Eines Tages nach einer Brüskierung vor versammelter Mannschaft fängt Ada eine Affäre mit dem umschmeichelten Ah Sung an, die sie daheim ebenso dringlichst verstecken muss, wie auch ihr Liebhaber mit Mandy [ Mable Lau ] eigentlich bereits eine Freundin hat. Dass Ni Sen gerade einen erbitterten Machtkampf in der Triade führt, und den gesamten Kriminellen ein hartnäckiger Polizist [ Baan Yun-sang ] auf den Fersen ist, macht das mehr als komplizierte Liebesviereck nicht ruhiger.

Pilcher trifft Heroic Bloodsheed. Größere Geldausgaben wurden wahrscheinlich nur für die Anmietung der Villa samt durchaus schmuck gehaltenen und im gepflegten Zustand ausstaffierten Gartengrundstück zurückgelegt; spielt doch das Wichtigste und Hauptsächliche nur an diesem einen Ort und ist der Rest des Geschehens mit kurzen Fahrten im Auto, Wasserspielen am Strand und am Pool, und sich wiederholenden Innenaufnahmen besiegelt. Die Mär vom Gangster, der sich seines Oberhauptes und der Konkurrenz erledigt, daheim aber die Hörner aufgesetzt bekommt, schiebt einen ordentlichen Schwung Kleinkrämerei, Biedermeierei und sonstiges Privates der eher niederen bis peinlichen Art in die Kreise der hartgesottenen Männerbündnisse und das Geschäft um Leben und Tod hinein. Im Grunde werden die Triaden hier gar ad absurdum und an der Nase herumgeführt, ist doch Alles, was nicht mit dem Business zu tun hat auf recht primitive Weise und wie unwürdig und tatsächlich fast allzu menschlich gehandhabt.

So sitzt man vor und nach den tödlichen Auseinandersetzungen wie spieß- und/oder kleinbürgerlich im Bademantel am Frühstückstisch; eine Garnitur übrigens, die von den Möbeln her nur aus einer Zusammenhäufung von Plastik- und so Gartentisch und Gartenstuhl und vom Essen her aus dem plakativen Orangensaft und etwas Brot und Marmelade, das Standardmenü also bestehen. Klischeehaft und so entlarvend auch Alles Weitere in dieser Ehe, übernimmt man sich beim Feiern und Trinken und torkelt auf schwachen Beinen und zu müde und zu betrunken für die Liebe in das Ehebett. Den Funken Männlichkeit und Anstand gibt man de facto an der Haustür ab, schaut die Kamera nicht in die Routine vom Machtkampf der Triaden, sondern in das Persönliche, das (einstmals) Intime und (zu) Vertrauliche der eigenen vier Wände hinein.

So banal die Liebelei doch ist, so relativ selten wird dies Sujet und seine Strukturen in Augenschein genommen und dann noch mit Interesse behandelt, fallen folgend außer Andy Chins Love Among the Triad (1993) und vielleicht Tony Aus A Touch of Evil (1995) so viele Beispiele für derlei Extravaganzen der Gefühle nicht ein. Fast allein und einsam auf weiter Flur, wird der Kader der Emotionen in herzallerliebster Groschenheftromantik gezeichnet und beschrieben, der Goldene Käfig der Ehe, die Gegensätze zwischen Arm und Reich und die Anziehung zwischen der vernachlässigten Frau und dem einfachen, aber starken und zumindest noch wollenden und könnenden Mann, und das keimende und schwelende Misstrauen des dann doch einmal aufmerksamen Gatten. Auch die weitere Naivität weist das Werk hier als treuer Vertreter der Ehrerbietung und Anhängselei der simplen Gedanken, Worte und Taten aus, werden auch die Fehden der Kriminellen untereinander und die Ermittlungen des Polizisten im stilechten Columbo-Lodenmantel mit der heißen Nadel gestrickt und ebenso verkörpert und gespielt. Die wenigen körperliche Aktivitäten, die übrigens keinerlei Einblicke auf Nacktheit erlauben, da die Zuneigungen mehr als züchtig präsentiert werden, sind von Action Director Chung Faat vergleichsweise adrett, wenn auch natürlich überaus kostenwirksam inszeniert. Eigentlich gibt es nur ein Attentat zu Beginn, in der mit gleich zwei Autos ein Flüchtender über die Strasse gejagt und auf die Motorhaube genommen wird, und darüber hinaus bis auf einen blutig-bleihaltigen Showdown samt Alles vernichtender Explosion so gut wie Nichts.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 27.09.2013, 11:37

Tri in Triad (1992)
Als Actionfilm verkauftes Liebesdramolett, dessen Irren und Wirren wie zufällig in Triadenkreisen spielen und so dem Film den Titel und die vermeintliche Zugehörigkeit zum Gangstergenre verpasst haben. Der dennoch gehobene Standard dieser Art von Geschichte, in der es um Mehrfachsbeziehungen, die Waffen der Frauen und Lug und Betrug am eigenen [Lebens- und Geschlechts]Partner und nur am Rande, quasi als Ergänzung um ein umkämpftes Territorialmilieu von Gaunergrößen geht, wird durch die sichere Produktion von New Treasurer Films Co. Ltd. und einem durchaus aufmerksamen Regiedebüt vom bisherigen Assistant Director Szeto Ying-kit samt unterstützender Crew erreicht. Preiswert auf jeden Fall bis hin zum am eigentlich proklamierten Thema vorbei, aber da man die Handlung dennoch anständig mit leidlichem Interesse und Nuancen vom kleinpreisiger Genrezugehörigkeit auf emphatisierend Art und Weise füllt:

Als Chauffeur für den Triadenführer Ni Sen [ Chen Kuan-tai ] angestellt, ist der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Ah Sung [ Austin Wai ] den Launen seines Chefes ebenso ausgesetzt wie den Allüren dessen Ehefrau Ada [ Choh Seung-wan ]; die die häufige Zurückweisung ihres Gatten und die Gewöhnung in der Ehe auch gerne mal am Untergebenen auslässt. Eines Tages nach einer Brüskierung vor versammelter Mannschaft fängt Ada eine Affäre mit dem umschmeichelten Ah Sung an, die sie daheim ebenso dringlichst verstecken muss, wie auch ihr Liebhaber mit Mandy [ Mable Lau ] eigentlich bereits eine Freundin hat. Dass Ni Sen gerade einen erbitterten Machtkampf in der Triade führt, und den gesamten Kriminellen ein hartnäckiger Polizist [ Baan Yun-sang ] auf den Fersen ist, macht das mehr als komplizierte Liebesviereck nicht ruhiger.

Pilcher trifft Heroic Bloodsheed. Größere Geldausgaben wurden wahrscheinlich nur für die Anmietung der Villa samt durchaus schmuck gehaltenen und im gepflegten Zustand ausstaffierten Gartengrundstück zurückgelegt; spielt doch das Wichtigste und Hauptsächliche nur an diesem einen Ort und ist der Rest des Geschehens mit kurzen Fahrten im Auto, Wasserspielen am Strand und am Pool, und sich wiederholenden Innenaufnahmen besiegelt. Die Mär vom Gangster, der sich seines Oberhauptes und der Konkurrenz erledigt, daheim aber die Hörner aufgesetzt bekommt, schiebt einen ordentlichen Schwung Kleinkrämerei, Biedermeierei und sonstiges Privates der eher niederen bis peinlichen Art in die Kreise der hartgesottenen Männerbündnisse und das Geschäft um Leben und Tod hinein. Im Grunde werden die Triaden hier gar ad absurdum und an der Nase herumgeführt, ist doch Alles, was nicht mit dem Business zu tun hat auf recht primitive Weise und wie unwürdig und tatsächlich fast allzu menschlich gehandhabt.

So sitzt man vor und nach den tödlichen Auseinandersetzungen wie spieß- und/oder kleinbürgerlich im Bademantel am Frühstückstisch; eine Garnitur übrigens, die von den Möbeln her nur aus einer Zusammenhäufung von Plastik- und so Gartentisch und Gartenstuhl und vom Essen her aus dem plakativen Orangensaft und etwas Brot und Marmelade, das Standardmenü also bestehen. Klischeehaft und so entlarvend auch Alles Weitere in dieser Ehe, übernimmt man sich beim Feiern und Trinken und torkelt auf schwachen Beinen und zu müde und zu betrunken für die Liebe in das Ehebett. Den Funken Männlichkeit und Anstand gibt man de facto an der Haustür ab, schaut die Kamera nicht in die Routine vom Machtkampf der Triaden, sondern in das Persönliche, das (einstmals) Intime und (zu) Vertrauliche der eigenen vier Wände hinein.

So banal die Liebelei doch ist, so relativ selten wird dies Sujet und seine Strukturen in Augenschein genommen und dann noch mit Interesse behandelt, fallen folgend außer Andy Chins Love Among the Triad (1993) und vielleicht Tony Aus A Touch of Evil (1995) so viele Beispiele für derlei Extravaganzen der Gefühle nicht ein. Fast allein und einsam auf weiter Flur, wird der Kader der Emotionen in herzallerliebster Groschenheftromantik gezeichnet und beschrieben, der Goldene Käfig der Ehe, die Gegensätze zwischen Arm und Reich und die Anziehung zwischen der vernachlässigten Frau und dem einfachen, aber starken und zumindest noch wollenden und könnenden Mann, und das keimende und schwelende Misstrauen des dann doch einmal aufmerksamen Gatten. Auch die weitere Naivität weist das Werk hier als treuer Vertreter der Ehrerbietung und Anhängselei der simplen Gedanken, Worte und Taten aus, werden auch die Fehden der Kriminellen untereinander und die Ermittlungen des Polizisten im stilechten Columbo-Lodenmantel mit der heißen Nadel gestrickt und ebenso verkörpert und gespielt. Die wenigen körperliche Aktivitäten, die übrigens keinerlei Einblicke auf Nacktheit erlauben, da die Zuneigungen mehr als züchtig präsentiert werden, sind von Action Director Chung Faat vergleichsweise adrett, wenn auch natürlich überaus kostenwirksam inszeniert. Eigentlich gibt es nur ein Attentat zu Beginn, in der mit gleich zwei Autos ein Flüchtender über die Strasse gejagt und auf die Motorhaube genommen wird, und darüber hinaus bis auf einen blutig-bleihaltigen Showdown samt Alles vernichtender Explosion so gut wie Nichts.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 01.10.2013, 10:54

Delima Gang (1989)
Gangsterepos mit Sympathiebonus für den Titelgeber des Filmes; einen erst aus der Not heraus die kleinkriminelle Laufbahn Einschlagenden, der sich aber bald mehr und mehr in die Fänge des schnellen Geldes und der Ausnutzung der Brutalität als Mittel zum Zwecke verliert. So richtig moralisch einwandfrei und damit eben nicht gänzlich positiv zeichnen mag Regisseur Pepe Marcos, Spezialist für Action und solcherlei Geschichten [ Boboy Tibayan: Tigre ng Cavite, Alegas Gang, Octopus Gang etc. ], die Hinführung zu einem zunehmend illegalen, die 'Widersacher' möglichst rasch mit der kurzen Doppelläufigen beseitigenden Leben dabei nicht, wird sich hier doch vermehrt der Identifikation mit dem Anti-'Helden' und der späteren Bedrängung durch die [selten koscher] eingreifende Truppe der Polizei bemüht. Schwarz und Weiß im umgekehrten Sinn:

Nach der Trennung seiner Eltern, der ein Ehebruch der Mutter und der folgenden Tob- und Alkoholsucht seines Vaters vorausging, erzieht Turoy Delima [ Phillip Salvador] seine jüngeren Geschwister Jose [ Bobby Zshornack ], Pedring [ Rey 'PJ' Abellana ], und Berto [ Robin Padilla ] in Eigenverantwortung. Trotz aller Mühen und Bemühen wird der Tagesunterhalt und auch das späte Zusammenleben mit Ehefrau Ilyeng [ Marianne de la Riva ] nur mit dem Nötigsten erreicht; als plötzlich hohe Krankenhauskosten und auch noch ein gemeinsames Kind in die Familie kommen, muss Turoy das erste Mal zu einer kriminellen Tat greifen. Bald gelangt er so in die Bande um Omar Shalim [ Conrad Poe ] und Boy Tisoy [ Zandro Zamora ], die wesentlich größere Dinge auch mit Schwerkalibern im Anschlag drehen und so auch rasch in das Visier der Polizei, allen voran Sergeant Lucas [ Efren Reyes Jr. ] geraten. Cebu City, 1984.

Bereits von Anfang an ist das Leben des Delima im Zeichen der Schwierigkeiten und so des Umstandes von Herkunft und Umwelt geprägt, was Filmemacher Marcos, wie seine Kollegen seit ehedem relativ offen im Umgang mit Sympathie und Antipathie, zur grundsätzlich positiven Attitüde seiner Hauptperson nutzt. Erst allein gelassenes Kind, dass auf die jüngeren Geschwister achtgeben muss und dies auch im Sprung in die Zeit voran und die jeweilige Gegenwart weiter beibehält; Vorbild, Schutz, Führung durch die Gesellschaft, scheinbar auch alleiniger Brötchengeber, der sich im Grunde nur gegen die bestehende (Un)Ordnung der Verhältnisse stellt und den Griff zur Waffe als Rechtfertigung erhält.

Auf die Goldwaage legen sollte man diese Konstellation nicht, pegelt sie doch regelmäßig zur Seite des durchaus stetig schussbereiten Familienoberhauptes und weit weg von den mit Brutalität und Machtmissbrauch 'gesegneten' Polizisten aus. Beide Hälften der Handlung, erst das Fundament sowie die Hinführung zum bewaffneten Schwerverbrecher als auch die alsbald folgende Hetzjagd haben ihren eigenen verqueren Ton und die Stimmungslage vom theoretisch widerstrebender Empathie im Sinn, funktionieren auf Grund der einfachen Mittel der Dramaturgie, die gleichzeitig vertraut, holzhammermäßig und treuherzig schmucklos wirkt, allerdings durchaus. Auch der Bonus durch Darsteller Salvador, der derlei Rollen problemlos spielen, auch in dramatischeren Momenten vergleichsweise und in den Schießereien und Fluchten sowieso überzeugen kann, hilft dem unkritischen, dennoch fassbaren Konstrukt enorm.

Erst die ruhige Einleitung, die sich Zeit und Muße für eine Peilung der Lage und der Situationen und Emotionen allgemein nimmt, dann die prompte Eröffnung des Verbrechertums im stetig ansteigenden Pegel; in der mit bewundernswerter Sicherheit immer lieber das größere als das kleinere Übel gewählt wird. Werden erst Kassieranlagen, dann bald Banken überfallen, erst das Geld quasi nur geborgt und geliehen, dann doch geraubt, Autos von der Strasse gedrängt und Kreuzfahrtschiffe im friedlichen Momenten überrascht und okkupiert. Zu einem richtigen Actionfilm, in dessen Fahrtwasser Marcos immer noch am Sichersten agiert, wird das Werk dabei nicht, auch wenn die Gewehre sprechen und durch Dorf und Stadt und Land getrieben wird. Schwerpunkt liegt zumeist auf Gemüt und Verfassung, auf der Frage nach dem Zusammenhalt der Familie, die eigentlich Ausschlag für den Wechsel der Seiten gab, nun allerdings durch die Identifizierung als Delinquent erst recht gefährdet ist, auf der Möglichkeit des Ausweges aus diesem Dilemma und dem Porträt von Gestrauchelten der Existenz und der Rechtmäßigkeit vom kleinen privaten Glück.

Gesehen hat man diese Regung und auch die Rage im schlussendlichen Kampf von den Hütern des Gesetzes und den Gesetzesbrechern schon einmal besser, ist hierbei immer noch überaus routiniert, aber nicht so richtig überlegt und überlegen, nur vermeintlich tiefsinnig und auch in den Actionszenen – wie ein Attentat auf das Polizeirevier oder das späte Blutbad im ehemals trauten Familienheim – vergleichsweise nur solide statt diktatorisch und souverän. Gefallen tun einige emotionale Momente und die Position inmitten der Gemeinschaft, dreht man nicht bloß abgeschieden vom Rummel der Öffentlichkeit an nebulösen Außenorten, sondern bewegt sich auch mal im vielbevölkerten Gewimmel und Menschenverkehr.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 04.10.2013, 16:03

Jerry Marasigan WPD (1992)
Launiger Exploitation-Action der räudigen Schule, mit einem Kolportageansatz, der sich ebenfalls quer durch die Schlagzeilen der Boulevardblättern, möglichst die mit großen Lettern und Ausrufezeichen versehen durchzulesen und die entsprechenden Ausschmückungen dazu noch einmal zusätzlich schmierig zu verkaufen scheint. Ein Tatsachenbericht der etwas anderen Art, in der die Mitwirkenden auf der Kriminellenseite durchweg degeneriert scheinen, grundsätzlich misogynstisch angelegt und auf Sex und Gewalt geeicht und auch die Motive dahinter egal bis manchmal aber selten mit Geld auszumachen sind. Auftritt die Haupt- und Titelfigur, die wie in der Umkehrung des amerikanischen Schmuddelkrimis Tightrope (1984) agiert:

Jerry Marasigan, Polizist beim Manila Police District, strebt mit seiner Ehefrau Dahlia [ Gretchen Barretto ] und dem kleinen gemeinsamen Sohn ein eigentlich ruhiges und gemütliches Leben an, sieht sich im Beruf aber immer wieder den absonderlichsten Verbrechen gegenüber. So verteilt sich eine Spur der Gewalt über und durch die Stadt, macht die berüchtigte 'Red Hand Gang' [ u.a. John Regala, Patrick Dela Rosa, Toby Alejar ] die Strassen mit diversen Überfällen, Entführungen und anderen kriminellen Taten, meist endend mit Mord an den Opfern, bald auch Anschlägen auf die ermittelnden Polizisten selber von sich reden. Und pirscht ebenso ein einzelner Killer in Nonnenverkleidung erst an wehrlose Frauen, bald wahllos tötend durch die Gegend...

Vom Aufbau bzw. dem Hin- und Herspringen der Narration zwischen den verschiedenen Einsätzen, die oftmals auch belanglos, halt alltäglich und eher im klein-klein als wirklich ergiebig für die Person des Marasigan als auch für den Zuschauer sind, erinnert man dabei ein wenig an den ähnlich strukturierten, auch identisch besetzten Alyas Totoy - Kamay Na Bakal Ng WPD [ 1994 ]. Die Unterschiede zwischen den Filmen, auch im Budget, der Jahreszeit, der Inszenierung und selber der Darsteller, wobei Alarcon hier ausnahmsweise eine ordentliche Form zeigt und gar passt, sind dennoch offensichtlich und nicht nur im Detail. Der hiesige Regisseur Augusto Salvador, ebenfalls als Editor in das Geschäft gekommen und seit Mitte der Achtziger auch verantwortlich für die Bilder selber statt nur die Montage, setzt hier auf einen vergleichsweise geerdeten, d.h. auf die extremen Akzente gerade in den Actionszenen verzichtenden Stil. Auch der gesamte Umgang mit Personen und Geschichten in den privaten Bereichen ist wesentlich glaubwürdiger, fast sogar gewöhnlich und so lebendig scheinend und nicht im Seifenopernmodus gefangen.

Wo die Kleinfamilie des Polizisten für die Haftung sorgt, und man dessen Banalität, die es nun mal filmisch darstellen mag, deswegen auch nur gutheißen kann – man badet mit Frau und oder Kind, geht bummeln, geht in die Shoppingcenter, sitzt beim Frühstück zusammen etc. – kommen die Affekte im Berufsleben zustanden und die Überreizung liegt ebenfalls da begraben. Die meisten hauptsächlichen Geschehnisse, abseits der Handtaschendiebe, der betrunkenen Randalierer usw. usf., liegen im violent nach Erregung suchenden Bereich, in der die Leidenschaft über möglichst amoralische Taten ausgelebt und auch ständig gesteigert werden muss. Der Vergewaltiger in spe kommt nach dem Mord an seinem ersten potentiellen Opfer auf eine andere Art von Passion, und steigert sich alsbald in einen Rausch, der sinn- und planlos ahnungslose Mitmenschen von hinten mit dem Messer ermorden und schließlich, getreu seiner Verkleidung, in einen Nonnenschule und gleichzeitig Aufenthaltsort für Waisenkinder eindringen sieht. Die sogenannte 'Red Hound Gang' verfällt gleich und permanent in diese Schiene, was der Erzählung allerlei Möglichkeiten und erstaunlich offenherzige Handhabe für diverse Sexeinschübe, darunter ein Gangbang und vorher ein voyeuristischer Akt, die allerdings ihren obendrein abseitigen Höhepunkt in jeweils den Morden an den Geschlechtspartnern finden.

Im Gegensatz zum gleichzeitig aktiven, auch gleichzeitig ungefähr die Marke von 35 Werken erreichenden Pepe Marcos als Kollegen, der sich ebenso mit dem Polizeifilm ausgiebig beschäftigt hat, liegt hier das Augenmerk nicht auf den Einsätzen, die möglichst ausschweifend geraten sind, sondern auf dem Drumherum. Größeres und Aufwändiges kann und muss man missen, Wenn mal geschossen wird, ist es zwar recht blutig, aber auch tatsächlich recht abschreckend, mit Ein- und Austrittswunden, teils Halsdurchschüssen und anderes Grausiges in die Aufnahme gesetzt. Ein Suhlen in den Niederungen, passend zum Inhalt, ein wenig unpassend zu mancherlei Eigenarten, die eher unfreiwillig lustig wirken; wie der scheinbare Drang der einheimischen Eingreiftruppe, sich bei Spezialeinsätzen immer mit dem weißen Stirnband zu versehen, oder das zweimalige Anpirschen des Cop in Frauenkleidern an die Verdächtigen, einmal sogar mit weithin sichtbaren Schnurrbart unter dem Kopftuch.

Angenehm dafür zu schauen, wie sich das Geschehen hier mehr im Hintergrund, im Nebensächlichen, manchmal am Rande des Bildkader, aus dem Nichts entwickelt und entwickeln kann. Bekannt geworden mit Joe Pring: Homicide Manila Police [ 1989 ] sowie der Fortsetzung Kidlat ng Maynila: Joe Pring 2 [ 1991 ] und seitdem bis 2004 eine Konstante im Genre, setzt Salvador hier auf eine dramaturgische Schlangenlinie, nicht geradlinig, sondern nach seinem Gusto zu folgen; muss man tatsächlich dem kompletten Ereignis, auch wenn im vermeintlichen Stillstand und komplett durch den ganzen Weg der Instanzen durchwandern, wenn man die Steigerung des Tages – ein flotter Shootout als rape'n' revenge Antwort in der oberste Etage eines EKZ, die als Abstellkammer und Modelager genutzt wird – nicht verpassen mag.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am So, 13.10.2013, 1:18

Kumukulong dugo (1991)
Etwas wirre und zudem frei- und unfreiwillig aufgeheiterte Gangstersaga im Heroic Bloodshed - Stil, die die Lebensgeschichte zweier unterschiedlicher Männer im gleichen kriminellen Gewerbe, mit später demselben Feind im Geschehen und einer bis dato unbekannten Herkunft aufzählt. Bis dieser Punkt herauskristallisiert ist, der dem Zuschauer zwar bekannt, den Figuren aber nicht und auf den so richtig viel Wert auch nicht gelegt wird, vergeht eine Weile mit leicht ziellos scheinendem Spaziergang ohne wirkliche Direktive. Eine Rundreise quer durch das narrative Gestrüpp, dass Action, Drama, etwas Syndikatskrimi und Humor plus viele Möglichkeiten für Mehr, die tatsächliche Bedrängnis der Geschichte aber nur sporadisch und vermehrt erst zum Schluss aufweist. Von Kugeln durchsiebt und mit Handgranaten zersprengt:

Nach einem Tötungsakt aus Eifersucht, Betrug und verschmähter Liebe wird die Täterin in das Correctional Institute for Women inhaftiert, während die Zeugin des Mordes und Liebhaberin des erschossenen Mannes aufgrund des anhaltenden Schocks angesichts der Brutalität in das National Mental Hospital eingewiesen wird. Dort bekommen beide Frauen, die während der Tatzeit bereits schwanger waren, jeweils ein Kind geboren. Gut 30 Jahre später, ist der Hector [ Ronnie Ricketts ] zusammen mit seinem Freund zum begnadeten Autodieb und Fluchtfahrer geworden, während Marco [ Edu Manzano ] eine Kleingruppe von Gangster anführt, die sich vermehrt auf Überfälle, und dies auf Banken oder Rennbahnen und dergleichen Orte spezialisiert. Eines Tages treffen beide während eines Zufalls aufeinander, erkennen die jeweiligen Fähigkeiten und beschließen einen gemeinsamen Coup, wobei der Tipp von Matias [ Bembol Roco ], der eigentlich rechten Hand von Gaunerboss Moreno [ Eddie Gutierrez ] kam und auch gegen seinen Dienstherren gerichtet ist. Da dieser, mehr als verärgert über diese Einmischung, auch kein Problem damit hat, gegen ermittelnde und störende Polizisten [ angeführt von Zandro Zamora ] vorzugehen, stellt für ihn ein konkurrierendes Delinquentenduo erst recht keine Skrupel dar.

Geschrieben von Humilde 'Meek' Roxas, einem überaus beschäftigten Autoren, der gut 100 Werke vorzuweisen und sich so als hauptsächlicher Ideengeber für das gesamte Genre in der Ära bezeichnen kann, stellt das Skript in der Theorie einen Umfang von über 20 Jahren Lebensgeschichte, hervorgegangen aus einem Blutbad und endend in demselben Schicksal dar. Eine im Grunde vor langer Zeit gebildete Bruderschaft, in der der Eine schon vor seiner Geburt mit dem Widerpart verbunden war und ohne dies Wissen auch in der Gegenwart mit der nächste Beistand ist. Dabei könnten die Wege und die Arten unterschiedlicher nicht sein, wird sich quasi perfekt ergänzt, und in diesem Höheflug auch der entscheidende Fehler begangen.

Denn das, was man zuvor nicht gewagt oder daran nicht gedacht hatte, ist nun erst durch die 'boiling blood' [ Originaltitel in Übersetzung ] Partnerschaft, die im Übrigen keine Vorlage für ein buddy - picture, sondern eher die Antithese dazu darstellt, möglich und in Betracht gezogen. Eine Vervollständigung des Anderen, die in die falsche Richtung weist, und nur täuschend die perfekte Zusammenarbeit verspricht. Die Charakterisierung des Geschehens und seiner Figuren erfolgt entsprechend der Anlage auch nur im Vergleich mit dem Beteiligten in spe, sei es eben der andere Sohn, den jeweiligen Müttern oder der entsprechend jeweiligen Freundinnen, denen das Herz ausgeschüttet und so das Drama in der Angelegenheit ausgedrückt wird.

So richtig interessieren tut Regisseur Augusto Salvador diese Genossenschaft dabei leider nicht, und kommt der hauptsächliche Plot oft zum Erliegen; ist die Last der Bürde zu schwer und die Dehnung der Umwege und fortschreitenden Verbalisierung zu hoch. Kein Mitspracherecht in der Handlung hat zum Beispiel die Polizei, deren Vertretung einer knappen Razzia und die prompte Revanche in Form eines drive-by von gleich zwei Seiten [plus folgend noch eine Explosion, die das Auto des Angegriffenen in einen Feuerball aus Druckwelle, Glut, und zerberstenden Metall verwandelt] schon wie eine besseres Cameo fungiert. Weitere Actionszenen sind ähnlich aus der Art und Form geschlagen, aus heiterem Himmel, wie ein zünftigen Barschlägerei, in der mit Fäusten und Bierflaschen die mangelnde Kampftechnik der Philippiner kaschiert wird, oder zwei Verfolgungsjagden in immerhin beiläufiger Manier. Alles ein wenig grobschrotig, die Stunts mehr ungelenk, aber wenigstens mit Einsatz und Mut zum Risiko; auch die Hatz der Autos durch enge Hinterhofgassen mit viel Hydranten, Staub und Müll im Weg ist eher zerschlissen und lärmend, mit viel kreischenden und schreienden Blech umgesetzt.

Das letzte Drittel findet dann gleich vollständig am Ursprungsort des Genres, einem riesigen verschmutzten Fabrik- und Lagerhallenareal und dann auch Schauplatz einer mehrminütigen Schießerei in typischer flaming brothers - Manier statt; ähnlich wie der letztlich amüsante Film formal zerlumpt und unförmig, materiell mit Großem im Sinn und dem Drang nach Mehr, aber nicht so richtig dem Wissen darum. Eine Zurschaustellung von Gegen- und Widersätzen, die sich in seinen Figuren und auch den Szenerien, vom Golfplatz auf sattem Grün bis hin zu düsteren Kerkergewölben mit dem Rattenkäfig als Folterkammer für Überläufer und Verräter und dem Pathos auf der einen Seite und der Bärbeißigkeit auf der anderen reflektiert.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Di, 15.10.2013, 14:25

Tatak ng isang api (1989)
Ländlich geschmückter und auch provinziell angehauchter Actiofilm als Frühwerk von Augusto Salvador; die zweite Regiearbeit eines bis dahin profilierten Editor, die knapp vor dem Durchbruch Joe Pring: Homicide Manila Police (1989) auch das komplette Gegenstück zu den späteren Großstadtthrillern über heroische Polizisten oder deren Gegenparts darstellt. Hier ist das Gute und das Böse noch im eher kleinen Kreise einer so auch überschaubaren und einseitig eingestellten Gesellschaft zu finden, in der das Reiche schändlich und schädlich und die Unterdrückung und Ausbeutung der armen Bevölkerung wie von der Geburt an vorgegeben ist. Die Natur am Rande einer Kleinstadt wird zum Schlachtfeld eines verspäteten Rachefeldzuges, guns-a-blazing, der eigentlich auch nur deswegen entsteht, weil man die Betroffenen partout nicht in Ruhe lässt:

Früh seiner Mutter und der Schwester beraubt, schlägt sich Geron [ Ronnie Ricketts ] als angeheuerter Kämpfer von Don Luis [ Eddie Arenas ] und für eine geifernde Meute dieser Art von 'Mandingo' - Show durch die Existenz. Eines Tages genug von bezahlter Knochenbrecherei verlässt er die Villa seines Herren, und rettet mehr zufällig bei einem verhinderten Attentat das Leben von Henry [ Efren Reyes Jr. ], Sohn des schwerreichen Don Marion [ Eddie Garcia ], der sich alsbald als Vergewaltiger und Mörder von Gerons Mutter entpuppt. Zusammen mit seiner dabei auch wiedergefundenen Schwester Lorina [ Jaclyn Jose ], sich als gleichsam als Opfer des sexuellen Missbrauchs und quasi als Leibeigene gefangen erniedrigen lassen muss, flieht er nach einem offenen Widerstand gegen die Provinzherren in die Natur. In freier Wildbahn kommt es zur Hetzjagd gegen die Verfolger und den Kampf um Leben und Tod, mobilisieren die Grundstücksbesitzer doch mit De Lara [ Zandro Zamora ] und seiner Truppe die örtliche Polizei. Während dem flüchtigen Paar nur die Krankenschwester Mercy [ Aurora Sevilla ] beisteht.

Geschrieben ist das wie so vieles und gefühlt im Grunde Alles an philippinischen Actionfilmen aus der Ära von Humilde 'Meek' Roxas, der vergleichbar wie sein früherer kantonesischer Kollege Ni Kuang im scheinbaren Alleingang dem Genre seinen Stempel aufdrückte und mit den Ideen und Umsetzungen von über Hundert Arbeiten in drei Jahrzehnten hausieren ging. Roxas ist ebenso wie sein Regisseur Salvador dabei nicht um den gewissen Anteil an Naivität, einer unfreiwilligen Lustigkeit und dem hehren Ernst um die dann nicht mehr so wahren Gefühle verlegen, suhlt sich dabei auch genüsslich in Exploitation und Spekulation und Trash, was sich hier durchgängig durch das Skript und seine Bebilderung zieht.

So richtig für heilig und erwachsen nehmen kann man die Geschichte um den (Einzel)Kämpfer wider willen, der doch nur ein friedliches Leben leben will, aber nicht darf nämlich nicht. Da helfen auch keine Sonnenauf- und untergänge, die zahllos addiert und wie als Füllmaterial zwischen Dialog und Klopperei addiert sind, kein Austausch von Gefühlen, die mal brüderlich und mal als Mann der Stunde vorgetragen sind. Die Handlung als Abgleich von Kitsch und Klischee, mit leider ein wenig Verlust von Druck und Dynamik, die so wirklich nicht aufgebaut werden und so auch zum bleihaltigen Showdown hin nicht mehr präsent existieren. Denn im Grunde ist man nicht auf Rache aus, sondern auf der Flucht, strebt nicht zu einem Ziel hin, sondern von der Gefahr hinweg, wird sich gleich drei Mal die Auszeit gesucht und genommen, was einer Tension nicht gerade förderlich, sondern das Gegenteil, die Besinnung ist.

So steht auch hier die Gewalt – vor allem gegen Frauen, die von dem perversen Vater & Sohn - Paar wohl nur gefesselt und misshandelt zu genießen sind – zwar an erster Stelle, aber gleichzeitig nicht an vorderster, wird zwar der Akt erst mit einem Ausbruch an Niederträchtigkeit - Martino entführt Mutter und Kinder und quält und erschießt die Frau vor den Augen der Minderjährigen - und dem Ausdruck von Brutalität, dem um Geld kämpfenden und tötenden Geron eröffnet, ist das aber nur der Aufhänger und nicht der Mittelpunkt des Geschehens. Das Drama eines früh gestohlenen, ja vernichteten Lebens, dass auch später nicht mehr zu wiederholen und nur kurz für den Augenblick zu schmecken und genießen ist, wird alsbald in die Szenerie einer abgeschiedenen, hinterwäldlerischen Idylle initiiert, und sorgt für emotionale Pausen und Aussetzer im erzählerischen Fluss. Dabei ist auch die Hauptfigur des Geron im Grunde fehlbesetzt, bräuchte es in den Fällen von Dramatik und Dramaturgie einen gewissenhafteren Darsteller als Ronnie Ricketts, der immer etwas hölzern, schwerfällig und auch optisch nicht gerade greifbar agiert. [Dass Salvador später zumeist auf Namensvetter Phillip Salvador als Protagonist zurückgreift, ist oft schon die halbe Miete und Wohltat an sich.]

Ricketts, der hier wohl für den Actionfilm aufgebaut und mit so manchen Beintechniken auch anders als seine einheimischen Mitstreiter wenigstens ein bißchen in der Materie von Kampf und Kampfkunst ausgestattet ist, ist auch leider der Schwachpunkt des personellen Geschehens. Die Karriere funktionierte dessen zum Trotz, vor allem für westliche Zuschauer, die generell mehr dem Hongkong-Kino zugewandert sind, dürfte er ausnahmsweise und hervorstechend vor Anderen ein Begriff und durch die Kollaborationen (bzw. Originalfilme von) Fatal Chase (1992), Angel on Fire (1995) und Ultimate Revenge (1995) ein Begriff des preiswerten, leicht dümmlich wirkenden Reißers in niederer Umgebung sein. Passend dazu wird auch hier schon die Simplizität gepredigt und das Auge nicht gerade mit Wohlstand und Anmut verwöhnt, die Szenerien wie auch die filmischen Mittel und narrativen Einfälle auf eine kleine Handvoll begrenzt und so auf Arglosigkeit bis hin zur offenen Schlichtheit beengt. Auch die Actionszenen bleiben relativ einsam im Geschäft, stehen zuerst die Kämpfe im Vordergrund der Choreographie, ein wildes, wüstes Geprügel, in dem hier und da die Ursprünglichkeit der Verrohung und ab und an inszenatorische Schmankerl mit Ansätzen zu Mehr, und gen Ende auch schon die ersten Einsätze von Schusswaffe und Handgranate im rigorosen Gebrauch zu erkennen sind.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 18.10.2013, 13:08

Berdugo (1998)
Berdugo, The Executioner, einer der letzten Versuche von Augusto Salvador, an die Großtaten des Philippinischen Actionkinos nur wenige Jahre zuvor anzuknüpfen, mit nicht dem schlechtesten Ansatz und darauffolgend einigen überzeugend guten Versuchen in die richtige Richtung immerhin. Dass das Bemühen nicht gänzlich glückt, liegt am fortgeschrittenen Alter des Regisseurs, der sowieso müder von Jahr zu Jahr werden schien, als auch an der Ära der Herkunft und dem erwählten Projekt selber, dass sich in der Identifikation eine Nummer zu erhöht wählt. Die Inspiration und Meßlatte heißt A Better Tomorrow (1986), was schlichtweg den Vergleich zum Original nur herausfordern und da trotz aller Borstigkeit auch nur verlieren kann:

Der im Auftrag der Geldfälscherbande von Mr. Lopez [ Lito Legaspi ] als Mann für alle Fälle tätige Enrico [ Phillip Salvador ] bekommt neben Freund und Kollegen Jimmy [ Joel Torre ] bei einer Transaktion außerhalb den Neuzugang Brix [ Ricardo Cepeda ] an seine Seite gesetzt. Die Übergabe entpuppt sich als Verrat, Enrico landet für drei Jahre im Gefängnis, während der daheim gebliebene Jimmy bei einem gleichzeitig abgelaufenen Attentat am Bein schwer verletzt und fortan zum Krüppel wird. Auch Enricos Familie greifen die ehemaligen Gangsterkollegen an, nur sein kleiner Bruder Joselito [ Romnick Sarmenta ], ein frisch aus der Polizeiakademie in den Dienst Entlassener kann Schlimmeres verhindern. Bei seiner Rückkehr aus dem Gefängnis findet Enrico auch arg veränderte Verhältnisse vor, seine Freundin Claudia [ Ina Raymundo ] verdient sich mehr schlecht als recht das Geld beim Tanz im schummrigen Bars, während Joselito mit viel Wut und Brutalität die polizeilichen Razzien leidet. Und Brix ist ganz nach oben aufgestiegen.

Zu seiner Zeit der Entstehung, Mitte der Achtziger war auch der Woo bereits mehr als ein Achtungserfolg, ein durchschlagender Klassiker, der ein ganzen Genre mit begründete und unzählige Nachfolger, mehr oder minder direkt in den Fußstapfen, teilweise auch mehrere offizielle und inoffizielle Kopien nach sind zog. An das Vorbild ist nicht zu gelangen, auch wenn es durchaus ähnlich gelungene Heroic Bloodshed Vertreter, nur eben nicht mit diesem Einfluss und der Aura gibt. Autor Humilde 'Meek' Roxas, seit den Siebzigern im Geschäft und mit über 100 Werken in story und/oder screenplay seitdem vertreten, tut gut daran, die bekannte Geschichte nicht gänzlich loyal nachzuerzählen, bleibt aber dennoch, vor allem in den Details im Ursprung vertreten. [Siehe auch Willy Milans '92er Dalawa Man Ang Buhay Mo, Pagsasabayin Ko, der gleich die Fortsetzung A Better Tomorrow II mit in einem Abwasch vereint.] So haben einige Figuren etwas andere Funktionen oder bekommen mehr screentime und Einsätze als ihre Schauspielerkollegen aus HK ab, was sich dennoch als bessere Nachbildung äußert und die Vorrede nicht vergessen macht.

Auch hier wird sich im Aufbau in einem nicht ganz lösbaren Dilemma der Verteilung bewegt, am Anfang und am Ende die Action, mittig das Drama, in dem die Schuld und die Sühne geäußert, um Verzeihung gebeten und die Vorwürfe verteilt werden. Die Voraussetzungen dieses Erkennens liegen im Einsehen des Verrates, Der Eine hat seine Freunde und Familie nicht mit Vorsatz, aber mit Fahrlässigkeit in Gefahr gebracht, Der Andere hat aktiv gehandelt und muss nun mit den Folgen rechnen. Konsequenzen haben Beide zu tragen, werden auch hier erst geredet und dann mit den Waffen, zumeist die Pumpgun und das Maschinengewehr agiert.

Die Produktion selber kann und/oder will sich nicht mehr den Gestus noch der früheren Arbeiten Salvadors geben, sondern verharrt nach raschen Start auch merklich auf dem Territorium der Gespräche und der anklagenden bzw. traurigen Blicke. Da die Reihenfolge der Aktionen nicht gänzlich mit dem Woo übereinstimmt, sondern in ihrem Auftreten, so auch der Deutung und dem Rang der Bedeutung durchaus durcheinander und so anders als gewohnt gesetzt sind, ergibt sich der Eindruck einer gewürfelten, etwas grobschlächtigen, im Robusten vereinenden Reproduktion. Bekanntes vermischt sich mit Neuem – das Attentat mit den Pistolen im Blumentopf findet nicht in einem Restaurant statt, sondern im Hotelschwimmbad und dessen Vorhalle. Der Gefängnisaufenthalt ist wesentlich mehr in Augenschein genommen. Die Rolle von Chow Yun-fat wird recht gekürzt und auf die damalige Figur des Ti LUng großteils mit subsumiert etc. – , was eine relativ gekonnte Abweichung vom Schema und mehr als nur das bloße Abhaken bisheriger Erkenntnisse ergibt.

Die seelische Verfassung der Personen bleibt dennoch gleich, was sich leider nachteilig auf den Fluss des Filmes auswirkt, ist das Schauspiel doch etwas steif, die Dialoge vorausgesetzt und die Themen in ihrer treuen Mittäterschaft alles Andere als Neu. Auch ein spezielles Lebensgefühl oder die Setzung an einem anderen Ort und einer anderen Zeit, mit etwaiger frischer Mentalität lässt sich nicht gänzlich als Vorteil heraus empfinden, historische Zusammenhänge sind nicht gegeben und werden auch nicht erweckt. Filmemacher Salvador, der sonst Akzente mit Frage- oder gerne auch mal Ausrufezeichen setzt, bleibt hier in allen Belangen auf dem Weg des Soliden, auch in den Shootouts, die quantitativ schon in Ordnung und zuweilen auch in das Ausufernde oder Explosive gehen, qualitativ weder neue Maßstäbe anlegen noch sonst wie so richtig erwähnenswert, aber natürlich trotzdem dankend angenommen sind.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mi, 06.11.2013, 0:02

Resbak, babalikan kita (1999)
Eine interessante Kuriosität; ein Spätwerk von Augusto Salvador, der gegen Ende der Achtziger die nächsten Jahre den Philippinischen Actionfilm, speziell die Gattung der Copthriller, Unterabteilung Abteilung (fiktive) Biographien mitgeprägt und mitbestimmt hat, sich folgend aber dennoch wie auch die Kollegen dem allgemeinen Niedergang des Filmgeschäftes anpassen und schließlich ergeben musste. So war er zwar noch bis zu seinem bisherigen Ende der Regiekarriere 2003 weiterhin relativ aktiv, und sprangen weiterhin Arbeiten wie Eseng ng Tondo (1997) und Berdugo (1998) ab, ist die Veränderung in Ausdruck und Aufnahme beim Publikum aber bereit deutlich zu sehen und auch weithin als nachteilig zu bewerten. Die Instruktion ist noch da, aber die Möglichkeit und Kondition zur Umsetzung nicht mehr. Das Ende naht mit strammem Schritt:

Bei einem Banküberfall kann der dort angestellte Security Guard Warlo [ Philip Salvador ] nicht nur die Gangster stellen, sondern auch die Geiseln vor weiteren Untaten und ebenso das Geld seines Arbeitgebers beschützen, was ihm prompt Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft und den Zeitungen allerortens einbringt. Weiterhin im Grunde ein eher ärmliches Leben und ebensolche Beziehung zur fremdgehenden Salome [ Stella Ruiz ] führend, gerät Warlo dadurch aber auch wieder in die Fänge seines Jugendfreundes Brando [ Jestoni Alarcon ], der ebenso durch die Nachrichten aufmerksam geworden, den früheren Bekannten für ein gemeinsames Unternehmen zu ködern und auch mit der Aussicht auf viel Geld und Liebe zu Vanessa [ Charlene Gonzales ] zu locken versteht. Eine vermeintliche simple Schatzsuche in den Bergen entpuppt sich allerdings als hochbrisante paramilitärische Operation, die nach dem Finden des Goldes auch schnell die ersten Leichenberge, zum Geringhalten der Mitwisser und Anteilnehmer der Beute aufhäuft. Auch Warlos Freunde Ding [ Ricardo Cepeda ] und Benny [ Bayani Agbayani ] werden in die Misere hineingezogen.

Schön ist dabei zu sehen, dass die Anweisungen vom gewohnten Drehstab kommen, sind wenigstens die Namen in der Produktion bekannt, wenn auch die Bilder eine andere Sprache sprechen. So sind ein Großteil der Darsteller zwar neu im Geschehen, die direkten Gegenspieler Salvador und Alarcon aber feste Konstanten des Genres, auch Drehbuchautor Humilde 'Meek' Roxas hat sich für Dutzende ähnlicher Werke als Lieferant der Ideen erkenntlich gezeigt, während Mon del Rosario weiterhin für die musikalische Untermalung verantwortlich ist. Doch die Tage sind vergangen und die Zeiten sind gezählt. 15 Minuten Ruhm sind abgelaufen und vorbei.

Denn weder die Handlung noch die Umsetzung von Innenaufnahmen, begrenzten Radien und abgeschiedenen Hügellandschaften kann gänzlich an die Glanztage der Hochzeit der späten Achtziger und frühen Neunziger anknüpfen, auch wenn es hier zuweilen versucht und immer noch mit Unterhaltungs- und Absurditätswert gepflegt wird. Ähnlich wie zum kantonesischen Film, der gleichsam die Krise durchmachte und Vergleichbares mit den letzten Reserven, meist statt Weltvertrieb nur noch für den darbenden Videomarkt schuf, wird auch hier mit Budget und Produktionswerten eher gegeizt und die Bilder im abgemagerten Zustand vorgelegt. Eine Unterfinanzierung, die sich bis auf Anfang – ein relativ (ein)druckvolles Opening mit Banküberfall und Gegenwehr von parallel außerhalb und innen heraus – und Ende des Filmes durch den gesamten Hauptteil zieht, die Dialoge und statt gewohnter Shootouts und anderer Stuntsperenzchen plötzlich nutzlose Prügeleien in den Vordergrund stellt.

So richtig die Kämpfe inszenierten konnte man beizeiten und früher schon nicht, so dass das Erstreben hier zwar ehrenrührig, aber trotzdem nur der Verzweiflung geschuldet ist. Gleich mehrmals wird sich mit irgendwelchen Halunken vom lokalen Bretterviertel angelegt, meist auf verlassenen und schäbigen Orten wie einer Baustelle oder dem Autofriedhof vom Slum nebenan. Der Einsatz der Beteiligten, darunter dem des mittlerweile auch schon fast Fünfzigjährigen Salvador und seiner Mitstreiter ist zwar da, das Bemühen, die eher ungelenken Bewegungen und das fehlende Gespür für Kampfszenen an sich aber gleichwohl erkenntlich.

Stattdessen und nicht unbedingt automatisch zur Verbesserung der Situation muss es das Drama richten, eine verworrene Liebesgeschichte zwischen zwei Welten, in der der Eine theoretisch schon eine Partnerin, wenn auch eine falsche Schlange vor der Herren, und die Andere eigentlich auch schon eine Beziehung und eine Rolle, die der Sklavin im eigenen Hause nämlich hat. Missgunst des Schicksal, die die Handlung ein wenig in Richtung Griechische Tragödie, wenn hier auch in ärmlichen Verhältnissen und mit steifem Spiel und Dialog gerückt; zumindest ist der Part des Normal- bzw. Kleinbürgers mit recht profanen Lebensumständen und so auch die Verlockung von Liebe und Geld als Ausweg daraus ganz geglückt. Doch erst im letzten Drittel kommt so etwas wie weitergehende Aufmerksamkeit und gleich auch Anteilnahme an der Exkursion auf, ist der Plot zwar jetzt auch weiterhin ein Fragezeichen, wie die Humoreinsätze gleichsam, wird sich nun aber tatsächlich mehr an die Tradition und Stärken besonnen, die Waffen ge- und sich am Aufblitzen der Gewalt entzückt. Dabei sind zwei, drei Ausflüge in die Kopierabteilung von ausgerechnet Bullet in the Head (1990) zu vermelden, von wenigstens der gleichen Anzahl an Explosionen und der gemeinen Solidität von Shootouts geschmückt.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Mi, 11.12.2013, 22:41

Balasubas (1998)
Kurz vor der Jahrtausendwende entstandener Actionfilm unter die Regie und Schnitt von Augusto Salvador, der gleichso wie seine anderen Kollegen aus dem Metier dem Untergang des Genres oft nur noch wenig Zuspruch abgewinnen und die Gattung selber auch bald den preiswerten Romantischen Komödien den letzten Spielraum übrig lassen mussten. Nicht immer, aber häufig sind die Titel aus dieser finalen Ära eher dem Trauerspiel zuzuordnen, oft ohne wirkliches Geld hinter der Produktion in Szene gesetzt und so zum Reden statt zum Handeln und dem Ausweichen in die langgezogenen Gespräche und Füllmaterialien statt der wirklichen Aktion verdammt; interessant oft allein nur durch die Betrachtung innerhalb der sonstigen Filmographien und den verschiedenen Möglichkeiten eines letzten Aufbäumens bald schwindender, früher gleich im Dutzend bewiesener Talente und Kräfte:

Um Geld für eine lebensnotwendige Operation seiner Mutter [ Perla Bautista ] zu verdingen, unternimmt Brando [ Ace Espinosa ] einen Raubzug der schwerreichen Teresa Villaroman [ Pia Pilapi ]. Allerdings tauchen bei der Gelegenheit auch tatsächlich schwerbewaffnete Halunken auf, die vom ebenfalls die Waffe führenden Brando fortan in die Flucht geschlagen werden. So in die Aufmerksamkeit von Teresas Vater, Don Pepito [ Dante Rivero ] gelangt, würde dieser gerne den mittellosen Tunichtgut als Bodyguard anheuern und gleichzeitig dessen Wohnviertel einem Bauprojekt weichen lassen. Von der Entlohnung als Ausgleich, gleichzeitig der so potentiell gewordenen Operation der Mutter und Teresas körperlichen Attributen überzeugt, lässt sich Brando überreden, bereut seine Entscheidung nicht nur wegen der Freundin Irma [ Maricel Morales ] allerdings bald.

Salvador, der im selben Jahr mit Berdugo auch in die eher unteren Gefilde der Filmwirtschaft, wenn da auch noch phasenweise ein wenig impulsiver spazieren ging, darf sich hier an einer recht handlungs- und ereignisarmen Geschichte mit immerhin neuer Besetzung vor und hinter der Kamera versuchen. Überhaupt sind die sonstigen Compadres hier abwesend, für das Skript nun Genardo 'Nerdie' Cruz, die Choreographie Ralph Ronald Asinas und auch übrig frische Leute und nicht die eingeschworene Mannschaft verantwortlich, was sich auch für das Casting, allen voran den Hauptdarsteller Ace Espinosa auswirkt und so wie als vermeintliche Frischzellenkur in Aussicht gestellt wird. Dem ist leider nicht so, bietet weder die Handlung noch und besonders nicht der Finanzrahmen die Möglichkeit für das Einbringen begeisterter Betriebsamkeit, was sich alsbald im Tatendrang allein im Wort und nicht in der Tat selber niederschlägt.

Überhaupt wirkt das Wenige an Ereignissen hier entweder sowieso verschwiegen oder um die Bebilderung selber gekürzt, kommt mehrerlei aus dem heiterem Himmel oder nur am Rande erwähnt und so auch nicht sonderlich inspirierend für Aufmerksamkeit und Anteilnahme am Geschehen vor. Mögliche gesellschaftspolitische Akzente wie ein rein nach dem Monetären strebenden Gesundheitssystem oder die fragwürdige Baupolitik plus der auseinanderklaffenden Schere zwischen den Welten von Arm und Reich werden zwar als Zutat bereitgestellt, aber nicht in den so zumeist leeren Topf der Dramaturgie geworfen. Dass auch der Held der Geschichte in objektiver Betrachtung Alles Andere als dieser, sondern eher ein kleinkrimineller Tunichtgut ist, der auch noch seine Freundin und dann die gesamte 'Familie' betrügt, scheint so richtig Bewandtnis zu haben oder zur Sprache zu kommen auch nicht; der 'Gang nach Canossa' kommt spät und halbherzig und wird alsbald vom wilden Showdown weggewischt.

Inszeniert ist das Ganze im Drama ebenso unaufgeregt; waren die Philippinischen Regisseure noch nie die Unternehmungslustigsten in der Ausübung filmischer Mittel, so bleibt man hier bleiern mit standfester Kamera, einem Null und Nichts an Montage und überaus holprigen, abgehakten Schnitt zurück. Analog verelendet ist zudem auch die Szenerie, ärmlich und erbärmlich das Slumdorf aus Pappmache, Wellblech und wackligem Holz, in dem die Ein-Mann-Siedlungsmiliz des Brando schon durch seine ständig wechselnden muscle-shirts und dem Vorteil des Besitzes eines Motorrades statt den üblichen Fahrrädern auffällt. Gewaschen wird sich aus dem Eimer, wobei auch dieses zugeteilt und aus dem lokalen Wasserhahn nach Anstehen an der Schlange rationiert wird. Ein Durchwandern von Bedürftigkeit, Improvisation und Dreck, dass wenigstens als Lokalität das perfekte Milieu für den Plot vom Märtyrer der Besitzlosen und den erst erlegenen und dann widerstrebenden Verlockungen von Geld und Macht (und Sex) ist.

Auch der kinetische Einsatz selber bleibt in diesem Rahmen von Elend und Obdachlosigkeit stecken, gibt sich dann aber doch und nicht vergeblich die nötige Müh. Die zwei Prügeleien setzen die vorhandenen körperlichen Attribute des noch jungen Espinosa, also seine Fähigkeit von Sprüngen und Tritten gewinnend ein, während die ähnlich raren Schießereien vergleichsweise gar dynamisch in Szene gesetzt, mit Ideen und Zeitlupen garniert und Hoffnungen auf Mehr absolviert sind. Da man auch zu einem vergleichsweise längeren Finale ansetzt, dass mit seinen fliegenden Tauben, den effizienten, wenn auch etwas inflationär präsentierten Zeitlupen und beidhändiger Waffenbenutzung nicht von ungefähr an John Woo und speziell Hard Target (1993) zu erinnern versucht, geht der Film auch zumindest erhobenen Hauptes nach Haus.

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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Fr, 10.01.2014, 21:09

Statt Text- zweimal Bildmaterial, je zum vergangenen und aktuellen philippinischen Action & Cop-Kino.

#1 ist Sandata, Choreographie und Co-Regie von Philip Ko, der im gleichen Jahr 1996 den ebenso unbekannten Bangis, ein Predator-ripoff im Lande fabriziert hat.
[youtube]IW2wiDorRRE[/youtube]

#2 ist Festivalliebling On the Job, der gerade auch die Zuschauer außerhalb des B- und C-Filmes ansprechen dürfte:
[youtube]Hd81i3KuI6w[/youtube]
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon kami am Sa, 11.01.2014, 21:25

Im Sandata-Trailer hat man's mit der Woo-Stilisierung der Shootouts zwar etwas übertrieben, sieht aber dennoch ziemlich cool aus. Hat man aus dem Material auch nen HK-Film zusammengeschnitten? Und bekommt man den Film irgendwo? Hab bei meiner Google-Suche gar nichts gefunden.
Zuletzt geändert von kami am Do, 16.01.2014, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Max Power am Do, 16.01.2014, 0:11

Überstilisierung triffts gut, auch wenn es natürlich nicht die Präzision hat wie vom Meister persönlich. Aber bei den Stunts haben sie sich scheinbar ordentlich Mühe gegeben. Würde mich auch interessieren, wie man an den Film rankommt.
"Wie kann man eine Blu Ray DVD auf den Markt bringen, welche bei entsprechender Ausrüstung(Blue Ray Player, HDMI Kabel zum Full HD Fernseher mit HDMI Eingang)trotzdem noch schwarze Balken oben und unten auf den Bildschirm bringt ?" (Amazon)
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon Mic am Sa, 18.01.2014, 13:21

Nur auf Youtube, ungelistet, und in Tagalog w/o subs.
Andere Möglichkeit ist mir leider auch nicht bekannt, auch von einer weiteren Schnittfassung nicht.
[youtube]m4QaWIXZ-W4[/youtube]

Inszenierung der Shootouts ist aber auf jeden Fall agiler, virtuoser als bei den bisherigen von Pepe Marcos oder Augusto Salvador, die ich im Paket und Kontext angeschaut hab. Dort wird nur viel mit Schuss/Gegenschuss im Schnitt gearbeitet, und der Rest ergibt sich eventuell aus mayhem in der Szenerie. Wobei Marcos auch Slowmotion kann.
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Re: Der grosse Actiongülle - Thread

Beitragvon kami am Sa, 18.01.2014, 15:40

Danke für die Links.
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