Talk to Her {2002, Pedro Almodovar} It is the story of a friendship between two men, told in relation to their emotional involvement with women in comas. Almodovar schafft es, ein heikles Thema souverän durchs Gewässer zu bewegen. Dabei ist die erste Filmhälfte recht konventionell geraten, wobei hier schon auf die Feinheiten zu achten ist, die sich einem im Verlauf des Films dann mehr und mehr erschließen. Es gibt während des ganzes Film eindringliche und wirklich absolut schön inszenierte Momente, die in ihrer Gesamtheit sogar noch mehr glänzen. Man fragt sich, wohin die Reise gehen mag. Und obwohl man etwas ahnen möchte, kann man sich nicht sicher sein. In der zweiten Hälfte gewinnt die Geschichte mehr Kontur und Fahrt und ist als Ganzes perfekt gelöst. Optisch, musikalisch, schauspielerisch, alles tiptop und man genießt den Abspann, um den Film etwas sacken zu lassen. Tolle Geschichte, großartiges Kino! 9/10
Top Gun: Maverick {2022, Joseph Kosinski} Heute grade noch die letzte O-Ton-Vorstellung, die im größten Kinosaal Frankfurts lief, erwischt. Man fühlt sich noch mal wie als Jungspund, der sich auf DEN coolen Action-Blockbuster des Jahres freut. Und "Top Gun: Maverick" liefert genau so ab. Die Flugaction ist geradezu atemberaubend. Es gibt sie auch reichlich, von Actionsequenz zu Actionsequenz mit stetiger Steigerung. Tom Cruise liefert eine klasse Performance ab. Überhaupt ist das ganze Team gut zusammengestellt. Die Geschichte als Rahmen hat ihren Charme, wird eigentlich nie richtig peinlich, bietet im Gegenteil einige schöne Momente. Jennifer Connelly hatte ich gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sah sehr gut aus. :love: Das lange, große Finale presst einen förmlich in den Kinosessel. Unglaublich viel Druck, nicht nur auf den Piloten, auch auf den Zuschauern. Und das Beste: Das sieht alles echt aus und fühlt sich vor allem echt an. Ein gelungener Mix aus alt und neu. 9/10
Heat {1995, Michael Mann} Nach wirklich ewigen Zeiten heute die Muse für gehabt. Irre gute Besetzung, die darstellerischen Leistungen machen durchweg viel Freude. Super gefilmt, cooler Score, Drama, Spannung und natürlich eine gepflegte Ballerei. Tiptop. 9,5/10
Deep Water {2022, Adrian Lyne} Affleck passt hier für die Rolle perfekt und auch Ana de Armas gefiel. Die Konstellation der beiden ist schon etwas merkwürdig, aber eine in der Art wird's gar nicht soo selten geben, wenn auch nicht mit den Konsequenzen. Mir gefiel das psychologische Katz- und Maus-Spiel der beiden, lediglich das Finale war mir etwas zu gewöhnlich und ein wenig einfallslos. Zumindest die Konsequenz ganz am Ende wird beibehalten. Die recht nüchterne Machart insgesamt gefiel mir. 7/10
Habe den iranischen Regisseur ASHGAR FARHADI, der z. B. für A SEPARATION (NADER & SIMIN) den Goldenen Bären 2011 bekam, für mich entdeckt. Dieser Film war auf einer Best-of-21.-Jahrhundert-Liste. Zudem hatte mir ein guter Freund alle Filme von Farhadi empfohlen.
Angefangen habe ich dann tatsächlich mit A SEPARATION (NADER & SIMIN) {2011} Ein Ehepaar aus der gehobenen Mittelschicht Teherans (beide berufstätig) steht vor der Trennung. Die Frau zieht erst mal zu ihrer Mutter, der Mann muss sich um den dementen Vater kümmern und engagiert dafür auf Empfehlung eine Haushaltshilfe. Aber es wird alles komplizierter als erwartet, es entstehen Konflikte aufgrund der Lebensumstände der beteiligten Personen. Kleine Lügen und Schwindeleien haben dann doch größere Auswirkungen auf das Leben aller. Farhadi spielt geschickt mit Worten und Dialogen, zeigt dem Zuschauer nicht immer alles, sodass dieser versuchen muss, seine eigenen Gedanken zu machen und Schlüsse zu ziehen. Das macht unglaublich viel Spaß, ist spannend und die Charaktere sind einfach klasse gewählt. Intelligentes Kino über menschliche Schwächen und Notsituationen, die eine Spirale in Gang setzen, gegen die alle beteiligten Personen ankämpfen müssen. 8,5/10
Danach gab's THE SALESMAN {2016} Spielt im Theatermilieu. Mann Regisseur und Hauptdarsteller, Frau Hauptdarstellerin in einer Variation von Millers "Tod eines Handlungsreisenden". Im Verlaufe des Films überschneiden sich reales Leben und die Theaterwelt. Das Ehepaar ist gezwungen, aus ihrer Wohnung auszuziehen, da das Gebäude massive Schäden hat. Ein Theaterkollege stellt Ihnen eine Wohnung, deren Eigentümer er ist, zur Verfügung, da die Vormieterin ausziehen musste. Die Wohnung hat aber eine Vorgeschichte, die zu einem traumatischen Ereignis für die Frau führt. Die Aufarbeitung stellt sich sehr schwierig dar aufgrund diverser Gründe. Auch hier stehen die Personen und deren Verhaltensweisen in einer außergewöhnlichen Situation dar. Die Aufarbeitung des Ereignisses gestaltet sich aus diversen Gründen als schwierig. Wieder entstehen komplizierte Situationen aufgrund der Personenkonstellationen. Eine Mischung aus Drama und Krimi, die langsam beginnt und zum Ende hin ihr ganzes Potential ausschöpft. 8/10
Brooklyn {2015, John Crowley} Saoirse Ronan spielt eine junge Irin, die die Chance nach Amerika auszuwandern beim Schopfe packt, dafür aber die verwitwete Mutter und die Schwester zurücklassen muss. Die neue Welt und das Heimweh setzen ihr schwer zu. Im Prinzip folgt der Verlauf bekannten Pfaden solcher Auswanderergeschichten, aber nie wird es zu düster oder zu schmalzig. Der Film portraitiert eine mutige junge Frau zwischen zwei Welten mit all den positiven und negativen Begleiterscheinungen, ist unglaublich schön gefilmt, nie aufdringlich, nie überbordend, eher zurückhaltend in seiner ganzen Machart. Etwas Humor, Melodrama, Liebe ... Die Mischung passt perfekt. Im positiven Sinne eher altmodisch und klassisch inszeniert, getragen von einer formidablen Hauptdarstellerin. Einfach schönes Kino ohne Sperenzchen. 8/10
4 Months, 3 Weeks and 2 Days {2007, Cristian Mungiu} 1987 in Rumänien: Eine Frau hilft ihrer Freundin und Mitstudentin bei der Organisation einer illegalen Abtreibung. Der Film ist teilweise nur schwer zu ertragen. Es gibt einige mehr als unangenehme Szenen und Sequenzen. Durch die muss man sich wirklich durchkämpfen. Cristian Mungiu gelingt es perfekt, den Zuschauer bei den Eingeweiden zu packen. Die sozialistische, triste Umgebung gibt den passenden Rahmen. Der Film profitiert von seiner tolle Kameraarbeit, dem effektiven Einsatz von Umgebungsgeräuschen, sowie dem vollständigen Verzicht auf einen Score. Dazu liefert vor allem die Darstellerin der Freundin eine unglaublich gute Performance ab. Man fühlt sich in einer etwas surrealen Welt. Sehr weit weg von Unterhaltungskino, schwer zu verdauen, dafür umso lohnenswerter, da es einer der Filme ist, die man sich erkämpfen muss. 9/10
Amour (Liebe) {2012, Michael Haneke} Sehr interessantes Thema, das mit zwei ganz hervorragenden Hauptdarstellern umgesetzt wird. Sehr spartanisch von der Machart her, was aber sehr gut passt. Als altem Zivi blieben bei mir jetzt die großen Überraschungen aus und auch der Verlauf des ganzen nimmt die Bahn, die man aufgrund der Eröffnungsszene so ungefähr erwartet hat. Dennoch lässt einen das Ganze natürlich nicht kalt, aber die gut zwei Stunden sind eine recht zähe Angelegenheit. Etwas mehr Spannung hätte es dann doch sein dürfen. Man siecht ein wenig mit der Handlung dahin. Wichtiges, aber unterm Strich wohl allgemein etwas überschätztes Werk und für mich bis dato Hanekes schwächster Film, wenngleich das immer noch zu einem "ganz gut" reicht. 7/10