"Hotel Iris - Insel der dunklen Begierden" ist ein Film von Hiroshi Okuhara, der schon auf dem ersten Blick mit einer hohen Dichte an grossen Namen überzeugt. So stammt die literarische Vorlage nämlich von der erfolgreichen Autorin Yoko Ogawa, deren Werke man im deutschsprachigen Raum ohne Probleme im Buchhandel finden kann und die zuletzt mit "Insel der verlorenen Erinnerung" vielbeachtet war.
Ein weiterer Meister seines Fachs ist Hauptdarsteller Masatoshi Nagase, der dieses Jahr auch auf der Nippon Connection für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Der sympathische Schauspieler war schon unter Regisseur*innen wie Jim Jarmusch, Sion Sono oder Mika Ninagawa tätig. Doch auch der Rest des Casts ist nicht zu verachten, allen voran die Darstellerin der Mari. Diese wird vom taiwanesischen Model Lucia verkörpert... und wie! Wow! Ihre Präsenz auf dem Bildschirm erinnerte mich sehr oft an die geniale Cocco aus Tsukamotos "Kotoko" und so war es eine Freude den beiden Hauptfiguren bei ihrem Schauspiel zuzusehen.
Abseits der Darsteller*innen begeistert "Hotel Iris - Insel der dunklen Begierden" vor allem mit seiner Stimmung und dem dazu passenden Setting. Der leicht verfallen wirkende Ort an der Küste Taiwans, die stimmige Beleuchtung der Szenerie und das Gefühl, dass vor allem die Hauptfiguren irgendwie aus der Zeit gefallen sind, schaffen eine ganz besondere, eigene Film-Ästhetik.
Eine gute Entscheidung des Regisseurs war auch die zaghafte Inszenierung der erotischeren Momente. Diese sind sehr ästhetisch umgesetzt und zeigen nur wenig nackte Haut. Hier wird vieles der Fantasie des Betrachters überlassen, ebenso ist das Thema der Unterwerfung eher unspektakulär eingearbeitet - also schon fast als normal angesehen - und wird nicht so sehr zelebriert wie in anderen Werken.
Wenn man "Hotel Iris" etwas ankreiden könnte, ist es die Lauflänge. Denn obwohl der Film rund 100 Minuten lang ist, scheinen einige Themen nur angerissen und nicht zu Ende gebracht. Viele Figuren bleiben mysteriös, aber vielleicht war das auch die Absicht des Regisseurs. Immerhin haben alle Charaktere in diesem Film von Okuhara so ihre Geheimnisse und da hat das vermutlich zum Gesamtbild gepasst.
"Hotel Iris - Insel der dunklen Begierden" ist ein sehenswerter Film, der mit seinen grandiosen Schauspieler*innen, dem aussergewöhnlichen Setting und seiner Inszenierung glänzt. Solltet ihr nun neugierig geworden sein - die Vorlage zu "Hotel Iris" ist beim Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen und sowohl als Buch als auch eBook zu haben. |