FILME •
JP • KIDS RETURN | KIDS RETURN
JAPAN 1996 | |
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WEITERE INFORMATIONEN | LAUFZEIT 107 Minuten | |
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FILMINHALT | Masaru und Shinji sind nicht gerade das, was man unter Musterschülern versteht. Sie trinken, rauchen, erpressen Geld von ihren Mitschülern und vertreiben sich die Zeit mit Streichen an ihren Lehrern. Im Unterricht trifft man die beiden nur selten an. Ihr liebstes Hobby ist allerdings das gemeinsame Fahrrad fahren auf dem Schulhof, bei dem einer der beiden in die Pedale tritt und der andere der beiden lenkt. Dieses Kunststück erfordert blindes Verständnis der beiden Freunde. Das Leben der beiden ändert sich allerdings, als Shinji mit ansehen muss, wie der großspurige Masaru von einem Bekannten eines ihrer Erpressungsopfer mit einem Schlag niedergestreckt wird. Für Shinji, der in Masaru immer ein Vorbild an Stärke und Durchsetzungsvermögen sah, bricht eine Welt zusammen. Aber auch Masaru kann diese Demütigung nicht auf sich sitzen lassen und meldet sich beim Boxtraining an. Er überredet auch Shinji am Training teilzunehmen, doch nach einiger Zeit entwickelt sich der schmächtige Junge zu einem wahren Boxtalent, der Masaru problemlos auf die Bretter schickt. Enttäuscht von seiner erneuten Niederlage gegen seinen besten Freund, schließt sich Masaru einer Yakuzabande an und verlässt die Schule. Shinji steigt unterdessen zum hoffnungsvollen Talent am Boxerhimmel auf. In einer Nebenhandlung wird die Geschichte von Hiroshi erzählt, der Masaru und Shinji immer bewunderte. Der schüchterne Junge leistet den beiden Beihilfe, als diese das Auto eines Lehrers in Brand setzen, und wird dann ebenso wie Masaru und Shinji als "nicht förderungswürdig" eingestuft. Nach einem enttäuschenden Arbeitstag als Verkäufer, schlägt er sich als Taxifahrer durch. Auch seine Liebe zur Bedienung des Coffeeshops, in dem sich die Jugendlichen immer wieder treffen, bleibt unerwidert. Shinji freundet sich unterdessen mit einem alternden Boxchampion an, ein großer Fehler, denn der desillusionierte Mann zieht den naiven Shinji immer weiter in einen Strudel aus Medikamenten- und Alkoholmissbrauch hinein. Währenddessen steigt Masaru zu einem der führenden Kräfte des Yakuza Clans auf. Nachdem Masarus Boss (dargestellt von Auditions Ryo Ishibashi) getötet wird und Masaru eigenmächtig handelt, muss er eine bittere Erfahrung hinnehmen. Eine mehr als bittere Erfahrung muss auch Hiroshi machen, in einer Nacht gerät das Leben der 3 Jugendlichen aus der Bahn, und nichts ist mehr so, wie es zuvor war. | |
FILMREZENSION VON ALEXANDER KOSCHNY | "Wir sehen uns wieder, wenn Du der Champion und ich der Boss bin", verspricht Masaru seinem Freund Shinji. Als die beiden sich am Anfang des Films begegnen, Shinji Zeitungen austrägt und Masaru auf Jobsuche ist, weiß man bereits, dass das Leben der beiden nicht so verlief, wie sie es sich vorgestellt hatten, und an diesem Punkt beginnt Takeshi Kitano, ihre Geschichte zu erzählen. Kids Return war ein wichtiger Film für Takeshi Kitano. Es war der erste Film den er nach seinem schweren Motorradunfall 1994 drehte. So gesehen ist der Film gleichzeitig auch Takeshi Kitanos Rückkehr zurück in die Medianlandschaft, nachdem ihn viele bereits abgeschrieben hatten. Kids Return verläuft in einem eher langsamen Erzählstil, also ein typischer Kitano. Zwar kann der Film nicht mit einer Ästhetik wie in Dolls oder Hana-Bi aufwarten, aber das ist auch nicht nötig, zumal dies auch gar nicht zu diesem Film passen würde. Kitano verzichtet auf übertrieben exzessive Darstellung von Jugendlichen, wie man sie aus vielen amerikanischen Filmen kennt. Trotz der ungewöhnlichen Story wirkt Kids Return realistischer. Mit Masanobu Ando entdeckte Takeshi Kitano darüber hinaus einen der derzeit angesagtesten Jungstars des japanischen Kinos. Laut Kitano kamen etwa 40 Jugendliche für diese Rolle in die engere Auswahl. Diejenigen, die beim Casting selbstsicher auftraten, wurden gleich wieder nachhause geschickt. Ando wirkte sehr unsicher, Takeshi Kitano sagte, man hätte ihm angesehen, dass er wusste, dass er die Rolle nicht bekommen würde, und gerade aus diesem Grund hatte Kitano ihm die Rolle gegeben. Eine gute Wahl, denn Mansanobu Ando spielt den unsicheren Mitläufer, der sich stets hinter seinem Freund versteckt und irgendwann zu eigener Stärke findet, absolut beeindruckend. Auch Ken Kaneko als großmäuliger Rowdy, der seine Sensibilität hinter einer Fassade verbirgt, spielt seinen Part durchaus glaubhaft. Gute Charakterdarsteller waren wichtig für diesen Film, der eine Geschichte aus dem wahren Leben erzählen will. Allerdings nimmt sich Kitano etwas mehr Zeit für Shinjis Geschichte, über Masarus Aufstieg innerhalb des Yakuza Clans hätte man gerne mehr erfahren. Trotz aller Perspektivenlosigkeit und Melancholie ist Kids Return kein negativer Film. Es ist ein Film der zeigt, dass Freundschaft über allem steht und das man auch nach Rückschlägen nicht aufgeben sollte. Irgendwie geht das Leben immer weiter. Dies wird nicht nur am Schicksal der Hauptcharaktere verdeutlicht, in einem winzigen Subplot schildert Kitano den erfolgreichen Aufstieg eines Komikerduos von der Schule hin in gut gefüllte Clubs. Interessant vor allem wenn man bedenkt, dass Kitano seine Karriere selbst als Stand Up Comedian begann. Wieviel von Kitano selbst in den Figuren steckt ist schwer zu sagen, sicher ist jedoch, dass Kids Return ein wunderbar nostalgischer Film ist, der es dem Zuschauer erlaubt, für 2 Stunden auf den Schulhof zurückzukehren, die eigenen Erfahrungen Revue passieren zu lassen und über das Leben nachzudenken. Takeshi Kitano selbst über seinen Film: "In meinen früheren Filmen, war der Tod die Antwort auf die Fragen der Charaktere; sie haben nach dem richtigen Weg zu sterben gesucht. In diesem Film wählen sie zu leben, aber sie haben immer noch keine Antwort auf ihre Fragen; das Leben ist manchmal die schwierigere Wahl." | |
FILMREZENSION VON OLIVER JAKOBI | Takeshi Kitano stellt die Geschichte der zwei Protagonisten retrospektiv dar. Dabei bettet er die Schicksale von Nebenfiguren (Mitschülern von Masaru und Shinji) fragmentarisch in die Erzählung. So gewinnt der Film an Komplexität, wird jedoch nie unübersichtlich. Die für Kitano-Filme typisch "starren" Kameraeinstellungen und die mit Bedacht gewählten Schnitte verleihen "Kids Return" viel Ruhe. Gerade darin liegt die Stärke des Films. Er nimmt sich viel Zeit, die Charaktere in ihrem Werdegang zu begleiten und genau auszuleuchten. "Kids Return" entstand ungefähr ein Jahr vor Kitanos international erfolgreichem Film "Hana-Bi". In ihrer Stilistik ähneln sich die beiden Filme stark. Die kühle Atmosphäre und die zum Teil malerisch komponierte, fast poetische Bildsprache dienen jedoch (im Gegensatz zu "Hana-Bi") in "Kids Return" weniger der fatalistischen Darstellung absoluter Hoffnungslosigkeit. Vielmehr unterstreichen sie eine der Geschichte anhaftende, nostalgische Melancholie. Diese bricht Kitano, wie bereits in anderen seiner Werke, immer wieder mit kindlichen, teils absurden humoristischen Einlagen. So wirkt "Kids Return" insgesamt wie die Verfilmung eines "alten" Tagebuchs, daß die Diskrepanz zwischen Jugendträumen und Realitätsanforderungen und die daraus resultierenden emotionalen Höhen und Tiefen der Filmfiguren beschreibt. Letztendlich bleibt festzuhalten, daß Kitano mit "Kids Return" ein, sowohl inhaltlich als auch formal, beeindruckender Film gelungen ist, der Mutmaßungen über biografische Bezüge zum Regisseur zuläßt. Für Freunde anspruchsvoller Unterhaltung ist dieses Werk eine unbedingte Empfehlung; für jeden Kitano-Fan Pflicht. | |
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