Was am 11. März 2011 in Fukushima und Umgebung in Japan passierte war unfassbar erschreckend. Machtlos musste man mit ansehen, wie eine Flutwelle Japan überschwemmte und alles in ihrem Weg mitriss. Wäre dieser Tsunami nicht schon katastrophal genug gewesen, beschädigt dieser auch noch das Kernkraftwerk in Fukushima und sorgt für Kernschmelzen im Reaktor.
Die filmische Aufarbeitung kann fast gar nicht so dramatisch sein, wie es in der Realität der Fall war. Dennoch wagt sich Regisseur Setsurô Wakamatsu, der schon neben Dramen und Actionfilmen wie WHITEOUT mit THE SUN THAT DOESN'T SET den Flugzeugabsturz von JAL 123 mit 520 Toten im Jahr 1985 eine weitere japanische Katastrophe filmisch aufbereitet hat, an das Material nach der Buchvorlage "On the Brink: The Inside Story of Fukushima Daiichi" von Ryûshô Kadota.
Trotz der Auswirkungen des Tsunamis im Umland beleuchtet der Film grösstenteils nur die Aktionen der 50 Arbeiter im Atomkraftwerk, die im Wettlauf mit der Zeit versucht haben, die atomare Katastrophe zu minimieren. Die Naturkatastrophe an sich wird nur innerhalb der ersten 10 Minuten mit überzeugenden visuellen Effekten gezeigt. Zwischendurch gibt es kurze Szenen, wie die Evakuierung der Bevölkerung in Nähe des Atomkraftwerks vonstatten gegangen ist. Das Gross der Szenen des knapp zweistündigen Films spielt sich innerhalb der Kontroll- und Reaktorräume des Atomkraftwerks ab. Dort glänzt besonders Ken Watanabe als frustrierter Betriebsleiter, der sich mit den Behörden anlegt und dafür sorgt die Katastrophe einzudämmen. Leider verstarb Masao Yoshida, die von Watanabe gespielte Rolle, 2013 im Alter von 58 Jahren an einer Krebserkrankung.
Vergleiche mit der exzellenten HBO-Serie CHERNOBYL bleiben nicht aus. Die Voraussetzungen für das Drama unterscheiden sich aber - Chernobyl passierte aufgrund menschlichen Versagens, Fukushima durch das mit einer Magnitude von 9.1 stärkste Seebeben der japanischen Geschichte und einem daraus resultierenden lokal bis zu 40 Meter hohen Tsunami. Wie danach mit der Katastrophe umgegangen wird, ähnelt sich jedoch wieder. Die strikte Hierarchie, der Respekt vor dem Vorgesetzten, dessen Entscheidungen nicht in Frage gestellt werden und das soziale Gefüge haben Überschneidungen in Ukraine bzw. Russland und Japan. Die Bürokratie liess in beiden Fällen spontanes Handeln kaum zu. Behörden schiebten sich die Verantwortung gegenseitig zu. Es wurden viele Fehler gemacht.
FUKUSHIMA ist schon fast Doku-Drama. Dank der gut recherchierten Buchvorlage mit Minuten-Protokollen der Zeitzeugen ist der Film sehr akkurat geworden. Eine klare Empfehlung für Fans von Zeitgeschichte! |