Wer "Found Footage" sagt, muss auch "Blair Witch Project" sagen. Der mythenumwobene Film aus dem Jahr 1999 profitierte damals vor allem durch sein geniales Marketing, war aber natürlich auch für die Macher*innen eine echte Goldgrube. Mit einem geringen Budget generierte man einen Gewinn von mehreren Hundert Millionen und schuf damit gleich noch ein ganzes Horror-Genre. Neben vielen Vertretern aus Europa und den USA, gibt es aber auch aus Asien ganz spannende Beiträge aus dem Found Footage-Bereich. Dazu zählt unter anderem der hier besprochene "Gonjiam - Haunted Asylum", dem sein guter Ruf schon lange voraus eilte. Immerhin ist das Werk von Jung Bum-Shik schon im Jahr 2018 erschienen und lehrte damals bereits dem koreanischen Kinopublikum das Fürchten.
Dabei verzichtet der Titel zum Grossteil auf platte Jumpscares und baut viel lieber eine so dichte Atmosphäre auf, dass man Fingernägel kauend vor dem Bildschirm sitzt. Denn schon aufgrund der Prämisse rechnet man natürlich ständig mit einer Eskalation der Lage rund um die Gruppe an Youtubern - und sonderlich einladend ist die verlassene, psychiatrische Klinik nun auch nicht wirklich. Da gibt es hier mal einen seltsamen Schatten, mal geht das Licht aus, an anderer Stelle findet sich dann plötzlich Hab und Gut der ehemaligen Insassen. Dieses Konzept spricht nicht nur Horror-Fans an, auch Anhänger der Lost Places- und Urbex-Szene werden an "Gonjiam - Haunted Asylum" somit sicherlich ihre helle Freude haben.
Auch wenn die Beteiligten hauptsächlich auf mobile Kameras zurückgreifen und es auch mal hektischere Szenen gibt, ist "Gonjiam - Haunted Asylum" deutlich magenfreundlicher als so manch andere Genre-Kollege. So wackelt das Bild nicht ganz so extrem hin und her, es gibt auch viele ruhige Momente. Ausserdem sorgen die Body-Cams der Youtuber auch dafür, dass man wesentlich näher an ihnen dran ist. Und so kommt es zu einigen, echt unheimlichen Szenen und Momenten!
Aufgrund der Inszenierung als Web-Stream verzichtet "Gonjiam - Haunted Asylum" natürlich fast komplett auf Musik, diese braucht es aber auch nicht. Die Soundeffekte des verlassenen Gebäudes und der Darsteller*innen reichen vollständig für die dichte Atmosphäre aus.
Kritik muss es aber auch bei "Gonjiam" geben. So sind die verschiedenen Figuren schon extrem platt und bieten nur wenig Tiefe und das obwohl sie beinahe alle von erfahrenen Schauspieler*innen dargestellt werden. Die schrille Amerikanerin, die etwas scheue Krankenschwester, der Draufgänger - das Alles kennt man aus anderen Horror-Werken. Auch die Story an sich bietet nicht viele Überraschungen und das sowohl während des Films als auch am Ende. Hier hätte die ein oder andere Abkehr vom üblichen Genre-Fahrplan vielleicht ganz gut getan. Dennoch kann man "Gonjiam - Haunted Asylum" als einen der grossen koreanischen Beiträge zum Horror-Genre rechnen. |