Menschen mit Beeinträchtigung kommen im koreanischen Kino vergleichsweise häufig vor. Sei es in Form eines leicht ungeschickten Dorfcops wie in "The Wailing" oder taubstummen Schüler*innen in "Silenced", die von Lehrern missbraucht werden. "Midnight" geht hier sogar einen Schritt weiter und stellt eine taubstumme Frau in den Mittelpunkt des Geschehens, was man so sicherlich nicht häufig sieht.
Und genau hier liegen auch die besonderen Merkmale des Films. Eingesetzte Mittel wie Lampen und LED-Anzeigen, die Geräusche für Kyung-Mi und ihre Mutter sichtbar machen und Szenen, die fast komplett ohne Ton auskommen, sorgen hier für einige bemerkenswerte und einzigartige Szenen. Ausserdem transportieren sie die Hilflosigkeit der beiden taubstummen Frauen recht gut und lassen somit auch den Zuschauer ordentlich mitfiebern.
Auch bei der restlichen Inszenierung kann "Midnight" überzeugen. Musik, Kameraarbeit, Production Value?das sieht alles einfach sehr hochwertig und gut aus. Auch der Cast gefällt mit der Auswahl an Schauspieler*innen. Bösewicht Wi Ha-Jun dürfte mittlerweile auch Neulingen im koreanischen Kino bekannt sein, war er doch Teil der Netflix-Serie "Squid Game". Die stärkste Leistung liefert hier aber Jin Ki-Joo als taubstumme junge Frau.
Dennoch spielt der Film von Regisseur Kwon Oh-Seung, der hier übrigens seinen Erstling abliefert, nicht ganz in der Liga der besten koreanischen Thriller. Zu häufig werden Szenen konstruiert, die einfach nur unlogisch sind und aufgesetzt wirken. Häufig agieren die Protagonisten unglaubwürdig, nur damit der Film seine Fortführung findet. Da "Midnight" aber über seine 103 Minuten Laufzeit nie langweilig ist und man sich immer wieder fragt, welche Wendung er als nächstes nimmt, kann man ihm diese Logiklöcher verzeihen. |