New Religion fühlt sich an als hätte man Shinya Tsukamoto, Gaspar Noe und Brandon Cronenberg in einen Mixer gesteckt und daraus einen dunklen, zähflüssigen und hypnotisierenden Drink gemacht. Der erste abendfüllende Spielfilm von Keishi Kondo würde sich prima in das ?uvre der genannten Regisseure einpflegen und ist ein Fest für Anhänger des skurrilen Gruselns. Lange Zeit weiß man nicht so recht wo der Film hin will und viele Teile sind sehr kryptisch und mit mehreren Ebenen versehen. Dennoch strahlt New Religion zu jeder seiner rund 100 Minuten solch eine Faszination aus, dass man den Blick nicht vom Fernseher nehmen will. Und auch danach lässt einen das Gesehene nicht so schnell los.
Hauptdarstellerin Kaho Seto in der Rolle der trauernden Mutter weiss mit ihrem Schauspiel zu überzeugen, auch der "Fotograf", Satoshi Oka, ist eine sehr beeindruckende Persönlichkeit und strahlt etwas sehr Bedrohliches aus. Diese tollen Leistungen werden allein durch die audiovisuelle Inszenierung noch einmal getoppt.
Die Sets sind oft eher spärlich oder nur in einem bestimmten Farbton beleuchtet und überlassen viel der Vorstellung der Zuschauer*innen. Zusammen mit der langsamen und sich bedrohlich aufbauenden Ambient-Musik besticht New Religion also nicht nur auf erzählerischer Ebene mit einer gewissen Düsternis. Eigentlich muss man so einen Film im Kino sehen!
Wenn man New Religion etwas vorwerfen müsste, dann ist es die arg verschlüsselte Botschaft und die vielen kryptischen Aussagen. Wer darüber hinweg sehen kann, erhält einen sehenswerten Horror-Streifen aus Japan, der es auch mit der westlichen Konkurrenz aufnehmen kann.
Regisseur Keishi Kondo hat im Januar über Kickstarter übrigens ein Spin-off zu New Religion namens Neu Mirrors finanzieren können. Dieser Film soll laut eigenen Angaben einige offene Fragen zum Hauptfilm klären. Man darf gespannt sein! |