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asianfilmweb • Filme • Run Papa Run (HK 2008)
FILMEHK • RUN PAPA RUN
RUN PAPA RUN •

     HONG KONG 2008

CAST & CREW
REGIE Sylvia Chang
DARSTELLERLouis Koo, Rene Liu, Lam Suet, Siu Chung Mok, Chan Wai-Man, Nora Miao, Yihan Liu, Convoy Chan Chi-Chung, Fruit Chan, Kent Cheng, Ken Lo, Siu Yam Yam, Ti Lung
PRODUZENTJackie Chan, Willie Chan
SCRIPT/BUCHSusan Chan, Sylvia Chang, Mathias Woo
CHOREOGRAPHIENicky Li Chung-Chi
MUSIKWong Wan-Ling, Baby Chung Hing-Man

DVD/BD/HD/OST VERÖFFENTLICHUNGEN VOM FILM
DVD Run Papa Run

HongkongDeltamac
 anamorph
 kantonesisch dts-es/DD 5.1 EX, mandarin DD 5.1 EX
 englisch, chinesisch
 Rene Liu Interview, Behind The Scenes

WEITERE INFORMATIONEN
LAUFZEIT
114 Minuten

FILMINHALT
Lee Tin-Yun (Louis Koo) wird zu Grabe getragen. Seine Mutter (Nora Miao) hatte es zu Lebzeiten bereits kommen sehen und ihn immer wieder eindringlich davor gewarnt. Doch zu spät; sein Schicksal schien besiegelt in dem Augenblick, in dem er den Triaden beitrat. Nicht ganz unschuldig bei der Sache war seine Mutter. War sie doch, durch ihren Beruf bedingt, die Anlaufstelle für verletzte Street-Punks. Dabei hatte sie es nur gut gemeint, als sie mit ihrem Sohn nach Hong Kong kam, um ein besseres Leben zu führen. Seinen Vater hatte er dagegen nie kennengelernt. Mit einer überforderten Mutter und ohne Vaterfigur, waren die Triaden von Kindesbeinen an seine Familie. Schnell steigt Lee Tin-Yun auf und wird ein, von seinen Feinden gefürchteter und von den Frauen verehrter Gangführer. Mit seinen loyalen Kumpels Big Mouth (Lam Suet) und Big Eyes (Siu Chung Mok) immer an seiner Seite. Doch sein Himmelssturm wird gehörig durcheinandergewirbelt von der bezaubernden Anwaltsgehilfin Mabel Chan (Rene Liu). Es ist buchstäblich die Liebe auf den ersten Blick. Und wie es mit der stürmischen Liebe so ist, lässt ein Baby nicht lange auf sich warten. Mabels Eltern (u.a. Ti Lung) sind alles andere als begeistert von ihrem Schwiegersohn, aber ihnen sind die Hände gebunden, nun da ein Kind auf dem Wege ist. Widerwillig lässt sich Lee Tin-Yun auf eine Hochzeit ein, womit seine Probleme erst anfangen. Auf einmal zählt nicht mehr der Moment allein, sondern die Zukunft. Und in der sieht er sich nicht als Triadenmitglied, sondern als liebender Ehemann und Familienvater. Aber vor allem als ein legaler Geschäftsmann, seiner Tochter zuliebe. Überhaupt nimmt er ihretwegen Einiges auf sich, so lässt er sein Tiger-Tattoo in ein Tigerbaby umtätowieren, weil sie sich vor dem zähnefletschenden Ding fürchtete. Doch wie führt man legale Geschäfte, wenn man zeit seines Lebens nur krumme Dinger gedreht und sich geprügelt hat? Keine leichte Aufgabe, wie Tin-Yun und seine treue Gefolgschaft schon bald herausfinden. Schließlich, mit etwas Glück und einigen Ideen, wie eine Investition in Nachhilfeschulen, landen sie den großen Coup und können den Traum vom legalen Geschäft leben. Oberste Priorität für Tin-Yun ist es, dass seine Tochter niemals erfährt, dass ihr Vater ein Triadenmitglied ist. Leider übersieht er, dass seine heranwachsende Tochter mehr mitbekommt, als ihm lieb ist. Doch nach einigen Schicksalsschlägen steht er bei seinen Bossen tief in der Kreide. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als einem gefährlichen Coup zuzustimmen...

FILMREZENSION VON HY QUAN QUACH
Wenn man als geneigter Zuschauer sich einen Triadenfilm ansieht, dann sind die Themen oft im Vorneherein klar; entweder wohnt man dem harten Triadenalltag bei, sieht ihnen beim heldenhaften Sterben (nur echt mit zwei Knarren in der Hand und mehr Blutverlust als ein normaler Mensch überhaupt innehat) zu, beobachtet ihren Kampf um jedes Stück Territorium, versucht herauszufinden, wer wieder gegen wen intrigiert oder darf Zeuge sein, beim ausschweifenden Liebesleben. In letzter Zeit konnte man auch beobachten, dass sich gern Maulwürfe unter die Triaden mischen. Und wenn die Familie mal zu sehen war, dann nur, um anschaulich zu demonstrieren, dass es ausschließlich um Macht geht und die Verhältnisse untereinander so zerrüttet sind, wie das sinkende Boot, an das sie sich klammern. Man erhielt schon den Eindruck, dass man als Triadenmitglied nichts zu lachen hat. Doch nun gewährt uns Regisseurin Sylvia Chang, basierend auf einem Roman von Li Shun Yan, mal eine andere Sicht auf das Leben der Triaden. Während also in anderen Triadenfilmen das Hauptaugenmerk auf die "Geschäfte" und die Konflikte gelegt wird, konzentriert sich Sylvia Chang hier auf das Privatleben und handelt seine berufliche Laufbahn in eher kurzen, dennoch prägnanten Szenen ab. Im eigentlichen Sinne handelt es sich auch nicht um einen Triadenfilm und auf keinen Fall um einen Thriller, sondern mehr um ein Drama mit tragikomischer Tendenz. Wir wohnen dem vom Schicksal bestimmten Leben Lee Tin-Yuns bei und dürfen seine Etappen vom Jüngling bis zu seinem dramatischen Abgang als neuer Kingpin der Stadt miterleben. Dabei liegt das Hauptaugenmerk nicht auf seiner Triaden-Laufbahn, sondern auf seinem Leben als Familienmensch und in erster Linie als Vater. Es ist schon wirklich eine komplett neue Herangehensweise und erfrischend anders gestaltet sie auch Regisseurin Sylvia Chang. So hart sein Leben auch sein mag, durchwegs beleuchtet wird sie in bunten Farben, nach jedem Schicksalsschlag rafft sich Lee Tin-Yun wieder auf, Hoffnung ist die Quintessenz, die ihn am Leben hält und so fokussiert sich Sylvia Chang auch nicht auf die Rückschläge, sondern auf die Art und Weise, wie Lee Tin-Yun mit ihnen umgeht. Da ist es nur konsequent, dass "Run Papa Run" durchaus mal aus dem realistischen Rahmen ausbricht und seine Protagonisten beim ersten Aufeinandertreffen funkensprühende Liebe verspüren, ihre Liebe füreinander im wahrsten Sinne des Wortes dampfend heiß wird und Lee Tin-Yun sich öfters mal direkt an den Zuschauer wendet. Zudem fängt Rene Liu als Mabel Chan vor lauter Gefühlswallung öfters mal an, ein Lied anzustimmen. Regisseurin Sylvia Chang, vielen sicher auch als hervorragende Schauspielerin aus Filmen wie "Mad Mission" oder "Ente Gut, Alles Gut" bekannt, hat ein erstaunlich gutes Auge für die Inszenierung. Selten habe ich ein so schlüssig aufgelöstes, perfekt getimtes Stück Zelluloid aus der ehemaligen Kronkolonie zu Gesicht bekommen wie "Run Papa Run". Mit 114 Minuten hat der Film auch eine, für Hong Kong Verhältnisse, beachtliche Laufzeit, worin man sehen kann, dass sich die Regisseurin Zeit nimmt, ihre Figuren zu entwickeln, ihnen vor allem Zeit für ihre Dialoge, und somit für ihre Gefühle zu geben. Hier wird die Handlung nicht durch Aktion sondern durch Dialog vorangetrieben, was man beim HK Film recht selten sieht. Auf der Darstellerseite muss man Louis Koo für seine Darstellung des Lee Tin-Yun loben. Bis auf "Protege", in dem er einen Drogenjunkie spielte, hatte er keine vergleichbar gute Figur machen können wie in "Run Papa Run". Die Wandlung der Figur von einem leichtfüßigen Streetpunk zu einem liebevollen Vater und ernst-melancholischen Gangführer ist ihm in jeder Hinsicht gelungen, niemals stellt man eine Entscheidung von Lee Tin-Yun in Frage, denn im Universum dieser Figur, verkörpert durch Louis Koo, ist seine Entscheidung nur folgerichtig. Eine ausgezeichnete Leistung, der großes Lob gebührt. Aber auch Rene Liu als Mabel Chan macht eine ausnahmslos gute Figur. Im Gegensatz zu vielen Genrevertretern, auch wenn "Run Papa Run" nicht wirklich dazugezählt werden kann, ist ihre Rolle nicht einfach nur schmückendes Beiwerk oder notwendiges Übel und Erklärung für eine Entscheidung des Protagonisten, sondern wirklich ein Teil seines Lebens und eine tragende Rolle im Film. Desweiteren haben wir ein Wiedersehen mit Siu Chung Mok und natürlich, wie sollte es beim HK Film anders sein, mit Lam Suet, den man wirklich immer gerne sieht. Selbst die kleinsten Rollen wurden gut besetzt, so darf Ti Lung als Rene Lius Vater eine Gastrolle absolvieren. Man darf diesen Film im Bezug auf Kamera und Musik getrost auf Augenhöhe mit aktuellen koreanischen Produktionen sehen, den meisten HK Produktionen der letzten Zeit, ist er weit voraus. Wenn sich Lee Tin-Yun zusammen mit Big Mouth und Big Eyes daran zurückerinnern, wie ihre Stadt mal ausgesehen hat, ist die musikalische Untermalung eins mit der Kamera und der Lichtsetzung, sieht man nicht die Darsteller, sondern die Figuren, ist man kein Zuschauer, sondern Wegbegleiter. Und obwohl man zu Beginn bereits weiß, wie der Film enden wird, bleibt der Film spannend und äußerst unterhaltsam. Ganz einfach deshalb, weil es nicht darum geht, WAS geschieht, sondern WIE es geschieht. Und wie es geschieht, zeigt uns Sylvia Chang auf eine anrührende, humorvolle aber auch traurige Weise, niemals kitschig, aber immer mit Herz. Bravo!



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